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Sensation: Neue IBM-Technik "verdoppelt" Arbeitsspeicher

27.06.2000
Spezialchip komprimiert Daten

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - IBM hat eine viel versprechende neue Technik angekündigt: "Memory Expansion Technology", kurz MXT, soll den physikalisch installierten Arbeitsspeicher eines Computers effektiv verdoppeln.

Möglich wird dies, indem die Daten in komprimierter Form in den Arbeitsspeicher geschrieben werden. In der Vergangenheit gab es bereits ähnliche Ansätze. Diese waren jedoch stets softwarebasiert und damit zu langsam für den Einsatz in der Unternehmens-DV. MXT verfolgt stattdessen einen Hardware-Ansatz. Dabei werden häufig benutzte Daten und Befehle "nah" an der CPU eines Rechners abgelegt, wohingegen seltener angeforderte Informationen und Instruktionen in gepackter Form im Speicher hinterlegt werden.

Die Technik verwendet einen neuartigen Cache-Speicher für die Verwaltung der Informationen auf einem Speicher-Controller. Die Kombination aus in Silizium "gegossenen" Kompressions-Algorithmen und Millionen von Transistoren auf einem Spezialchip ermöglicht es laut Big Blue, für die meisten Anwendungen den nutzbaren Hauptspeicher zu verdoppeln. Der Anwender merkt nichts von der zwischengeschalteten Kompression, weil diese innerhalb von Nanosekunden und damit laut IBM-Sprecher Matthew McMahon rund 10 000 mal schneller abläuft als bisherige Softwarelösungen.

MXT ist zunächst für PC-Server mit Intel-Prozessoren konzipiert, könnte aber laut Big Blue später auch in PCs und Handheld-Geräten zum Einsatz kommen. Big Blue selbst wird die Technik zunächst in seinen eigenen "Netfinity"-Servern implementieren. Mit ServerWorks Corp. (vormals Reliance Computer Corp.) hat IBM zudem einen ersten strategischen Partner für MXT gefunden. Beide Unternehmen hatten in der vergangenen Woche einen fünfjährigen Technologie- und Lizenzaustausch angekündigt. ServerWorks hat deswegen laut IBM auch das Recht, MXT-Lizenzen an weitere Hersteller von PC-Servern zu vergeben, etwa an Compaq, Hewlett-Packard oder Dell.

Kunden sollen vor allem durch niedrigere Kosten von der neuen Technik profitieren, da der teure Arbeitsspeicher gegenwärtig zwischen 40 und 70 Prozent der gesamten Kosten von NT- oder Windows-2000-Servern ausmacht. Anwender mit Server-Farmen, beispielsweise Internet Service Provider (ISPs), so die Rechnung der IBM, könnten mit MXT pro Rack leicht eine Viertelmillion Dollar einsparen.

"Das wird das Lowend des Intel-Server-Markts mächtig beflügeln", glaubt Mark Melenovsky von der International Data Corp. (IDC). "Speicher ist einer der Punkte, der die Intel-Plattform bislang an größerer Verbreitung hindert."

Auf der PC Expo in New York wollen die Forscher von Big Blue ihre neue Technik heute erstmals der Öffentlichkeit präsentieren. Details zu Preis oder Verfügbarkeit sind bislang noch nicht bekannt.