ERP und Produktdaten-Management

Sennheiser nutzt PDM für die weltweite mechatronische Entwicklung

12.08.2008
Von 
Daniela Hoffmann ist freie IT-Fachjournalistin in Berlin.

Zwei Entwicklungswerkzeuge unter einem Dach

Entscheidend ist für Sennheiser, dass alle Bereiche im PDM zusammengeführt werden. Die Produkte bestehen zum einen aus dem Gehäuse, zum anderen aus der innewohnenden Elektronik (Leiterplatte) und weiteren Komponenten wie Kleber. Hinzu kommt die Gerätesoftware, die mit eigenen Tools und Systemen entwickelt wird. Das Layout der Leiterplatte entsteht im ECAD-System "Zuken CR5000", der Entwurf für das Gehäuse im mechanischen MCAD-System Catia V5. Im PDM-System werden die Stücklisten der bestückten Leiterplatten mit den mechanischen und manuellen Stücklisten "verheiratet". Als eine große Stückliste fließen alle Bauteile eines Gerätes - in der richtigen Reihenfolge - anschließend in das ERP-System ein und bilden die Informationsgrundlage für die Produktionsplanung und -steuerung.

Die Kombination von Mechanik und Elektronik, die Mechatronik, ist für Sennheiser ein zentraler Punkt: Dass die zunehmende Miniaturisierung der Geräte immer kleiner werden und zugleich immer mehr Funktionen erhalten, macht eine Abstimmung von Gehäuse und Innenleben schon vor dem Prototyping notwendiger denn je. Ob eine Leiterplatte tatsächlich in ein Gehäuse passt, wollen die Ingenieure nicht erst beim aufwändigen Bau eines Prototypen wissen. Daher müssen sie in der Lage sein, die komplexen Daten aus Mechanik und Elektronik zueinander in Beziehung zu setzen. Weil auch Sennheiser Entwicklungszyklen immer weiter verkürzt, um schnell auf den Markt zu kommen, müssen beide Entwicklungsprozesse parallel zu betreiben sein. "Ohne PDM-System als zentrale Steuerungseinheit mit Verbindungsfunktion wären diese Prozesse heute nicht mehr sinnvoll zu handhaben. Die Software stellt die einzige aussagekräftige und valide Quelle für Produktinformationen dar, im technischen wie auch im Marketing- und Vertriebsbereich", sagt Kelle.

Entwicklung und Produktion sind global organisiert

Das Bluetooth-Headset VMX 100 von Sennheiser verfügt über Dualmikrofontechnik.
Das Bluetooth-Headset VMX 100 von Sennheiser verfügt über Dualmikrofontechnik.

Da sich Sennheiser auf Kernkompetenzen konzentriert, werden je nach Produktsparte zum Teil komplette Baugruppen von weltweit verteilten Zulieferern eingekauft. Wenn es nicht gerade zum Beispiel um besonders komplizierte Highend-Produkte wie Studiomikrofone geht - wo es stärker auf die Nähe der Fertigung zur Entwicklung ankommt - spielt es für den Audiospezialisten in der Großserien- und Massenfertigung keine allzu große Rolle, an welchem Ort auf dem Globus das Produkt entsteht. Soll beispielsweise ein Gehäuse oder ein bestimmter Gehäusebereich von einem externen Lieferanten kommen, geht es darum, ihm exakte Vorgaben zu geben und die Randbedingungen klar zu definieren. Auch dabei hilft das Produktdaten-Management. Ein Sennheiser-Konstrukteur betreut die Zusammenarbeit mit den Zulieferern.

Rund 80 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet Sennheiser im Ausland. Neben Vertriebsbüros in vielen Ländern unterhält der Hersteller Produktionsbetriebe in Wennebostel und Burgdorf, im irischen Tullamore und in Albuquerque im US-Bundesstaat New Mexico. Auch die Forschung und Entwicklung des niedersächsischen Unternehmens ist global aufgestellt. Enwicklungszentren in Deutschland, den USA, Singapur und China, insgesamt etwa 120 Mitarbeiter, müssen ihre Tätigkeiten koordinieren. Eine funktionierende, strukturierte Zusammenarbeit und Kommunikation über Länder und Zeitzonen hinweg ist hier nur auf Basis eines einheitlichen PDM-Systems möglich. Dies bildet auch die Basis dafür, an einem Standort gewonnene Erkenntnisse weiterzugeben und Wissen zu teilen.