Neunter IT-Trainingskongress diskutiert Wege aus der IT-Weiterbildungsmisere

Selbstbewusste Personaler sind gefragt

15.05.2003
Firmen sparen in diesen schwierigen Zeiten an der Entwicklung ihrer Mitarbeiter. Und doch bilden gerade jetzt gut ausgebildete Beschäftigte den entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Deshalb sollte Weiterbildung einen höheren Stellenwert im Unternehmen bekommen, lautet die Forderung von SAP und Audi.

Es gibt kaum einen Bereich, den die Krise so hart getroffen hat wie das Trainingsgeschäft. Große Anbieter melden dramatische Umsatzeinbrüche, einige kleine sind bereits von der Bildfläche verschwunden. Auch IT-Mitarbeiter beklagen sich darüber, dass ihre Chefs Kurse immer seltener genehmigen. Die Geschäftsleitungen erzählen zwar gerne, dass die Förderung der Mitarbeiter auch in schwierigen Zeiten wichtig bleibe.

In der Realität sieht es dann so aus, dass kein Budget vorhanden ist; und ehe Personal entlassen wird - so die Argumentation des Managements -, werden alle anderen Posten zusammengestrichen. Im Zuge der zum Teil radikalen Sparmaßnahmen findet eine zusätzliche Diskussion zum Outsourcing statt, wie sie auch zum Thema IT geführt wird: Ist Bildung noch Kerngeschäft? Warum sollte sie nicht ausgelagert werden?

Vor diesem Hintergrund veranstalten die COMPUTERWOCHE und das Trainings- und Beratungsnetzwerk Synergie den neunten IT-Trainingskongress am 13. und 14. November 2003 in Bonn. Partner und Mitveranstalter sind SAP und Audi. Beide wollen mit ihrem Engagement in Sachen Mitarbeiterförderung, Personalentwicklung und E-Learning ein Zeichen setzen und aufzeigen, dass es sich lohnt, auch in diesen Zeiten die Mitarbeiterentwicklung nicht aus den Augen zu verlieren.

Audi sorgte bereits vor zwei Jahren mit der E-Learning-Initiative bundesweit für Aufsehen, als alle rund 50000 Mitarbeiter eine PC- und Internet-Grundschulung erhielten. Die Anforderungen der Fachabteilungen an die Personal- und IT-Bereiche steigen: Audi-IT-Manager Edmund Koch nennt folgendes Beispiel: Die Skill-Datenbank muss über das Know-how und die Qualifikationen der Mitarbeiter Auskunft geben können. Denn immer öfter kommt es vor, dass das Wissen eines Spezialisten innerhalb des Konzerns dringend benötigt wird und dass der Mitarbeiter unter Umständen von Spanien nach China abkommandiert wird.

SAP hat dafür ein so genanntes Talent-Warehouse und einen internen elektronischen Stellenmarkt eingerichtet, schildert Gunter Heiduck, zuständig für das Human Capital Management beim Walldorfer Softwarehaus. Man habe zusätzlich das Berufsbild des Jobconsulters geschaffen, der sich um die interne Karriereberatung der Mitarbeiter kümmert. Heiduck geht davon aus, dass SAP auch das Berufsbild des Bildungsberaters einführt.

Audi ist da schon aktiv geworden und beschäftigt Lernfeldkoordinatoren, die die Lernpfade der Mitarbeiter festlegen, wie Koch berichtet. Koch und Heiduck sind überzeugt, dass die Unternehmen gar nicht anders können, als dem Training und der Mitarbeiterförderung einen höheren Stellenwert zu geben. Dazu müssten aber, so lautet die Forderung des SAP-Managers, "die Bildung einen Sponsor im Topmanagement haben" und die Personaler das Thema Training selbstbewusster angehen. (hk)