Selbstbedienung bestimmt das Geschaeft SNI wirbt mit neuer Strategie fuer Banken und Versicherungen

24.03.1995

HANNOVER (ua) - Noch in diesem Jahr wird der Geschaeftsbereich Banken und Versicherungen neu strukturiert, kuendigt die Siemens- Nixdorf Informationssysteme AG an. Dazu gehoert die Aufloesung der Regionalstrukturen sowie neue Produkte.

"Stop the brain drain." Mit dieser Devise begruendet Rolf Moritz, Geschaeftsleiter Banken und Versicherungen Deutschland SNI die geplante neue Organisationsform seines Unternehmensbereichs, die statt auf Entlassungen auf Umstrukturierung setzt. Konkret soll die bisherige Regionalstruktur bis zum 1. Oktober dieses Jahres zugunsten einer PC-Unit, einer Einheit fuer Anwendungssoftware und eines Geschaeftsbereichs Systemintegration weichen. Allein fuer das dritte Geschaeftsfeld sind rund 600 Mitarbeiter vorgesehen. Diese sollen bei Entwicklung und Verkauf von Individualloesungen auch zu Produkten anderer Hersteller greifen koennen.

Doch zunaechst will SNI mit eigener Technik glaenzen: "Wer nicht erfindet, der verschwindet", so Moritz. Ausgangspunkt ist eine Befragung, die das Unternehmen gemeinsam mit der Ruhruniversitaet Bochum durchgefuehrt hat (siehe Kasten). Darin wird eine wachsende Diversifikation im Filialbetrieb und ein Bedarf an Selbstbedienung im Bankengeschaeft prognostiziert - vom Telefon-, Home- und Electronic Banking bis zur elektronischen Geldboerse und erweiterten Funktionen bei den Selbstbedienungsautomaten.

So soll es etwa neben den bekannten multifunktionalen CST- und CSC-Produktreihen (CST = Customer Service Terminals, CSC = Customer Service Center) fuer den Bargeldservice und Kontoinformationen die monofunktionale Produktfamilie "Proline" geben. Als erstes wird aus dieser Linie das Bargeldsystem "Procash" erhaeltlich sein. Es soll ab Fruehjahr 1996 zur Verfuegung stehen und dient der Verarbeitung der sogenannten Hybridkarte, die mit Magnetstreifen und Chip ausgestattet ist.

Wie weitreichend Bankautomaten in Zukunft den Wunsch nach Selbstbedienung erfuellen koennen, erlaeutert Moritz an einem Beispiel. Procash entspreche den Forderungen von Sozialaemtern, die die Sozialhilfe verstaerkt in bar ueber Selbstbedienungsgeraete auszahlen wollen.

Fuer das Home-Banking wird SNI ab Juni einen Fernseher anbieten, der neben Stereofunktionalitaet auch einen 486er PC, ein CD- Laufwerk fuer Audio- und Photo-CDs, eine Tastatur und statt Maus eine Fernbedienung integriert. Der "Multimedia Star", interne Bezeichnung "FD 200 MS", verfuegt zudem ueber Datex-J- und Modemverbindungen. Zu der vorinstallierten Software zaehlen ausserdem: das Anwendungspaket "Microsoft Works 3.0", "1 & 1 KIT- Decoder" fuer das Home-Banking, Videotext-, Telefon- und Faxsoftware sowie eine Compuserve-Anwahl. Der avisierte Verkaufspreis liegt bei 4300 Mark.

Der SNI-Geschaeftsbereich soll nicht nur mit Anwendungen fuer das Home-Banking, sondern auch mit dem Prognose-Tool fuer Kurs- und Zinsentwicklungen "Senn" neue Kunden gewinnen. Die Software fuer interne Auswertungen ist bisher auf Workstations lauffaehig. Sie wurde auf den Neurocomputer "Synapse-1" portiert, wodurch Aufgaben 8000mal schneller zu loesen seien als mit einem Pentium-PC.