Mittel für Neuorganisation gesucht:

SEI: Fertigung in Fernost als Alternative

11.10.1985

WIEN (apa) - Eine Verlagerung der Fertigung der in Österreich entwickelten Computerterminals von Salzburg in ein fernöstliches Land ist für den Geschäftsführer der Salzburger Elektronik Industrie (S.E.I.), Dr. Erwin Hiller, eine mögliche Alternative, wenn der bestehende Finanzierungsengpaß von 46 Millionen Schilling nicht überbrückt werden kann.

Die S.E.I. benötigt den Betrag von 46 Millionen Schilling bis Ende des laufenden Geschäftsjahres (30. 6. 1986), um eine Neuorganisation des Unternehmens in die Wege zu leiten. Kurzfristig sind 15 bis 20 Millionen Schilling an flüssigen Mitteln erforderlich. Die Beträge sollen für die Schaffung von 100 neuen Arbeitsplätzen, für neue Produktionsanlagen sowie für die Aufstockung des Materiallagers verwendet werden. "Wir wollen versuchen, die Fertigung der intelligenten" Produkte der S.E.I. in Österreich zu belassen", erklärte Hiller auf einer Pressekonferenz in Wien. Derzeit agiere man, "als ob wir überhaupt keine Unterstützung erhalten würden".

Tatsächlich allerdings hoffen Hiller und dessen Finanzchef Edmund Kaufmann, auf öffentliche Gelder, die derzeit jedoch in weiterer Ferne scheinen. 10 Millionen Schilling erhofft man sich aus der Mikroelektronikförderung des Bundes, weitere 5 bis 6 Millionen Schilling von der struktur- und leistungsbilanzfördernden Top-Kreditaktion und 13 Millionen Schilling aus einer stillen Beteiligung. Die Gesellschafter würden in Form von Grundstücken und Gebäuden weitere 26 Millionen Schilling für die "Bilanzfrisur" des überschuldeten Unternehmens einbringen. Die Langwierigkeit der Prüfung zum Erlangen der öffentlichen Unterstützung und andererseits die davon abhängig gemachten zusätzlichen Privatbeteilungen machen die Geschäftsführung für Hiller derzeit zu einer "Gratwanderung". Die "Fernost-Lösung", für die bereits Gespräche mit der Betriebsansiedlungsgesellschaft ICD aufgenommen wurden, würde ein Absinken der Arbeitsplätze im Werk Grödig auf unter 200 gegenüber derzeit 340 bedeuten. Hier würde nur mehr die finanzierungsfreundliche Lohnfertigung verbleiben dürfen.

Für Hiller ist die S.E.I. ein Unternehmen mit rapiden Wachstumschancen in einer zukunftsorientierten Branche, das auf einen hohen Auftragsbestand (40 Prozent des geplanten Umsatzes von 242 Millionen Schilling) bauen kann. Das laufende Geschäftsjahr soll mit einem Bilanzgewinn von 6,6 Millionen Schilling (im Vorjahr 8,1 Millionen Schilling Verlust bei 143 Millionen Schilling Umsatz) abschließen soll.