Nachdenkliches von 3Com-Chef Benhamou

Segen und Fluch der Internet-Revolution

05.11.1999
MÜNCHEN (CW) - "Wir sind womöglich dabei, eine Gesellschaft zu schaffen, in der wir nicht leben wollen." Dieser Satz stammt nicht von einem technikfeindlichen deutschen Politiker, sondern von Eric Benhamou, dem CEO von 3Com.

Benhamou weiß, daß das Vernetzen von Millionen Menschen schon jetzt die Gesellschaft verändert. Gleichzeitig zeigt sich der Topmanager, der zu den Technologieberatern des US-Präsidenten gehört, beunruhigt, daß es keine eindeutigen Erkenntnisse darüber gibt, welcher Art diese Veränderungen sein werden.

Vor allem befürchtet Benhamou eine Spaltung der Gesellschaft in Personen, die an der technologischen Revolution teilnehmen können, und solche, die außen vor bleiben. Benhamou: "Jeder Anekdote über einen erfolgreichen Aufsteiger stehen mehrere Beispiele von Menschen gegenüber, die keine Chance bekommen." Er hofft, daß es internationale Bemühungen geben wird, auch abgelegene Gegenden und unterprivilegierte Menschen an der Entwicklung teilhaben zu lassen.

Auch die in den Vereinigten Staaten in Gang gekommene Diskussion über den Schutz der Privatsphäre hat ihn offensichtlich nachdenklich gemacht. Er weist in diesem Zusammenhang darauf hin, daß die Gesetzeslage in den USA europäischen diesbezüglich hinterherhinkt. So würden in der Alten Welt Unternehmen zur Rechenschaft gezogen, wenn sie Daten ohne ausdrückliche Erlaubnis weitergeben. Amerikanische Internet-Provider müßten hier ihre Vorstellung anpassen, wenn sie außerhalb ihres Landes ins Geschäft kommen wollten.

Dem Internet-Magazin "Wired" hat Benhamou zudem von einer Horrorvision erzählt, die ihn kürzlich während einer überfüllte Konferenz am Genfer See überkam. Er sah plötzlich Tausende von Leuten mit implantierten Ohrhandies herumlaufen, die keine Notiz voneinander nahmen. "Es war eine gruselige Vorstellung", erinnert sich der 3Com-Chef.