Second Life: Trainingslager der G8-Gegner

31.05.2007
Irgendwie ist das alles nicht zeitgemäß, nicht Stand der Technik und damit auch wenig inspirierend, was da rund um das Gipfeltreffen in Heiligendamm geschieht.

Da dringen Polizeihundertschaften in private Wohnungen ein, um vermeintliche G8-Gegner ein wenig zu ärgern. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble wirft seine große Datenbank an, um sein Schleppnetz über jeden Verdächtigen zu werfen - und verdächtig sind bekanntlich wir alle. Jetzt haben die Verantwortlichen aus Politik und Exekutive sogar Geruchsproben von vermeintlich renitenten und chaosverdächtigen Mitbürgern genommen. Mein Gott, das ist doch Stasi-Steinzeit!

Warum tun es Globalisierungsgegner und die hohe Politik nicht den Hackern gleich, die neulich den US-amerikanischen Fernsehsender ABC attackierten und mit einem rüden Angriff dessen Immobilie platt machten? Das Schöne an dieser Attacke war ja, dass hierbei ein maximaler Effekt erzielt wurde - immerhin wurde eine komplette Insel dem Erdboden gleich gemacht. Trotzdem waren keine Verluste an Menschenleben, ja nicht einmal körperliche Versehrtheiten zu beklagen. Alles spielte sich nämlich in Second Life ab. Dort ließen es ein paar Online-Aufständige ordentlich krachen. Die vom Fernsehsender angelegte Insel war nach dem chirurgischen Eingriff nicht wieder zu erkennen.

Das hat Stil. Protest ja! Aber doch bitte schön sauber. Zeichen setzen - ja prima! Aber das geht auch, ohne sich moralisch die Hände schmutzig zu machen. In diesem Zusammenhang sind wir der Meinung, dass man beispielsweise auch den Irak-Krieg einfach hätte ins Second Life verlegen sollen. Da hätte Georg W. Bush ganz andere Sympathiewerte erhalten. Zeitgeistmäßig online-affin das Reich des Bösen bekämpfen, das wär's gewesen - aber vom US-Präsidenten wohl etwas zu viel verlangt.