IDC-Untersuchung: Kleine Computer in großen Betrieben

Sechs Mikrobetriebssysteme im Vergleich

11.02.1983

Im Rahmen einer Untersuchung über den Einsatz von Mikros und Personal Computern in großen Organisationen "Personal/Desktop Computer Use in Large Organisations" hat die International Data Corporation (IDC) Ende 1982 sechs Mikrobetriebssysteme unter die Lupe genommen und einer Wertung unterzogen. Hier die Zusammenfassung der IDC-Marktforscher:

CP/M - Das erste der portablen Betriebssysteme für Anlagen auf Mikroprozessorbasis; de-facto-Standard, entwickelt von Digital Research für den Zilog Z-80. Von fast allen Herstellern der Urmikros angenommen. Ausgebaute Versionen wie CP/M-86 (für Intel 8086 und 8088) erlauben (noch?) die Erledigung auch qualifizierterer Wünsche.

MS-DOS - Von Microsoft in Zusammenarbeit mit IBM entwickelt für deren PC. Gegen eine Lizenzgebühr auch für andere Systeme erhältlich - Wang und Vector Graphic haben beide MS-DOS für ihre neue Generation von Systemen auf 808X-Basis adaptiert. Wurde schon als das "neue CP/M" bezeichnet. Seit Einführung des PC von IBM in den USA haben sich die Softwarehäuser drüben überschlagen, um ihre Software auch unter MS-DOS lauffähig zu machen. Gute Akzeptanz beim Anwender anscheinend anwenderfreundlicher, einige Anwendungen gehen etwas weiter als CP/M.

Unix - Populärstes Betriebssystem bei den jüngeren Herstellern einschließlich seiner Derivate wie Xenix und Unos. Hauptgründe für die überragende Akzeptanz:

a) auf der Ebene der Programmier-lnterfaces ist Unix sehr stark;

b) "der" Chip (nicht der einzige) für die Implementierung von Unix ist der Motorola 68000, der allgemein unter den 16-Bit-Chips für einer der besten gehalten wird;

c) Unix gibt es schon seit 1969, es hat bereits mehrere Architekturen überlebt;

d) Unix ist kompatibel zu klassischen Minicomputern, unter anderem von DEC und Perkin Elmer.

Unix gilt als wenig anwenderfreundlich oder gar transparent; darüber hinaus sagt man Unix nach, für kommerzielle Anwendungen nicht besonders geeignet zu sein.

MP/M - Geplant als CP/M-Nachfolger für eine Multi-User-Umgebung. MP/M hat unter dieser Einschätzung Federn gelassen - man traute einem Aufsteiger des etwas simplen CP/M auch nicht viel mehr zu; darüber hinaus hielten die ersten Releases nicht, was sie versprachen. Um MP/M II und MP/M-86 scheint es besser zu stehen. MP/M schlägt Unix in einigen Punkten, zum Beispiel beim Zugriff auf einzelne Sätze einer Datei - andererseits gab es MP/M bis zur Erstellung der Studie nur für Chips der Intel-8086-Gruppe.

Pick OS - Stammt von Nicht-Mikros, steht aber seit 1982 von Altos für 8086-Systeme zur Verfügung. Die Diskussion in bezug auf den IBM-PC und die Serie /1 scheint noch nicht beendet. Pick selbst hat die Implementierung für den 68000 abgeschlossen, die für den Intel 286 und 432 ist im Gange. Mitte 1982 gab es etwa 11 000 Anwender, meist auf Microdata-, ADDS-, Evolution- und Ultimate-(Honeywell-)Hardware. Kosten sind relativ hoch! Genügend erprobte Anwendungssoftware vorhanden, anwenderfreundlich.

UCSD p - Sicherlich das interessanteste Betriebssystem, da es in der Lage ist, alle in den verschiedenen Sprachen (Basic, Pascal, Cobol und so weiter) geschriebenen Codes in den sogenannten p-Code zu transformieren; Bit-Größenunabhängig(!), hat jedoch große andere Vor- und auch Nachteile. In der Erprobung oder im Angebot unter anderen bei Altos Apple, Commodore, HT, IBM, Philips und Zenith.

Informationen: IDC Deutschland GmbH, Martinstraße 14,6200 Wiesbaden, Tel.: 0 61 21/37 70 86.