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SEC weitet Ermittlungen bei Lucent aus

04.11.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Untersuchungen der US-Börsenaufsicht SEC bei Lucent gehen offenbar tiefer, als das Unternehmen bisher zugegeben hatte: Einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge, beschränken sich die Ermittlungen wegen möglicher Bilanzfälschungen nicht nur auf das Geschäftsjahr 2000, sondern reichen bis Mitte der 90er Jahre zurück. Wie die Wirtschaftszeitung unter Berufung auf informierte Kreise meldet, interessiert sich die Börsenaufsicht außerdem dafür, inwieweit frühere oder noch aktive Verwaltungsratsmitglieder von den Manipulationen wussten oder an ihnen beteiligt waren. Zu ihnen zählt auch der jetzige Finanzminister der Bush-Regierung, Paul O'Neill. O'Neill war im Oktober 1996 dem Aufsichtsrat und der Prüfungskommission des TK-Ausrüsters beigetreten. Nach dem Wahlsieg von George W. Bush legte er sein Amt im Dezember 2000 nieder. Im gleichen Monat korrigierte

Lucent nach einer internen Prüfung die Bilanzen der vorangegangenen drei Quartale um 679 Millionen Dollar Umsatz (Computerwoche online berichtete).

Den Insidern zufolge vermutet die SEC, dass Lucent 1995 absichtlich Restrukturierungskosten mit 2,6 Milliarden Dollar zu hoch angesetzt hatte. Die ungenutzten Reserven sollten dem Unternehmen dazu dienen, die Höhe der Einnahmen zu steigern und somit die Erwartungen der Wallstreet zu erfüllen. Eine Lucent-Sprecherin wies die Verdächtigungen der Zeitung zurück. Es gebe keinen Grund für die Annahme, die SEC hätte ihre Untersuchungen erweitert, erklärte sie. Erst vor kurzem hätte die Börsenaufsicht dem Konzern mitgeteilt, die zweijährigen Ermittlungen abgeschlossen zu haben. (mb)