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SEC verschärft Backdating-Ermittlungen

01.06.2007
Die US-amerikanische Wertpapier- und Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) hat Mercury Interactive und vier von dessen früheren Managern verklagt.

Dabei geht es um eine Vielzahl von Anklagepunkten im Zusammenhang mit einer lange währenden begünstigenden Umdatierung von Aktienoptionen ("Backdating"). Die SEC machte dabei deutlich, dass sie neben Einzeltätern grundsätzlich auch Unternehmen verfolgen will, die Backdating-Verstöße begangen haben.

Die Klage gegen Mercury verdeutlicht, auf wie vielfältige Weise Backdating gegen Gesetze und Auflagen verstoßen kann. Die Praktiken hätten, so die SEC, den früheren Managern illegale Gewinne verschafft, Investoren über die finanzielle Situation des Unternehmens getäuscht, gegen einen Aktionärsplan verstoßen, der eine bestimmte Art Optionen ausdrücklich verbat und in zwei Fällen Managern gestattet, bei ihrer privaten Steuererklärung zu betrügen.

Mercury, das im November von Hewlett-Packard übernommen worden war, hatte sich mit der SEC gegen Zahlung von 28 Millionen Dollar verglichen und dabei wie in solchen Fällen üblich Verstöße weder zugegeben noch geleugnet. Brocade Communications einigte sich wie erwartet ebenfalls mit der SEC und zahlt dabei sieben Millionen Dollar.

Die Börsenaufsicht ist offenbar zu dem Schluss gekommen, dass Firmen auf jeden Fall für Backdating-Verstöße zahlen sollen. Die Kommission werde "alle Waffen in unserem Arsenal, darunter signifikante Unternehmensstrafen" nutzen, schrieb Chairman Christopher Cox in einer Stellungnahme.

Drei der beschuldigten früheren Mercury-Manager (CEO Amnon Landan, Finanzchef Douglas Smith und Generaljustiziarin Susan Skaer) wurden im November 2005 nach Aufdeckung des Skandals geschasst; die vierte, Sharlene Adams, hatte die Firma bereits im Jahr 2001 verlassen.

Alle vier sollen laut SEC bei der Zuteilung von Aktienoptionen immer wieder Wochen oder Monate zurückliegende Termine gewählt haben, an denen die Mercury-Aktie besonders niedrig notierte, und dann Board-Mitteilungen oder andere Dokumentation gefälscht haben, die eine Zuteilung für jene Daten bestätigten.

Dabei sei ihnen das Fehlverhalten durchaus bewusst gewesen, so die Aufsichtsbehörde. Adams etwa habe schon im Jahr 2000 in einer E-Mail geschrieben, dass Backdating "illegal ist und eine Abschreibung auf den Gewinn bewirkt".

Derzeit wird die historische Optionspraxis von mehr als 140 Unternehmen von US-Bundesbehörden untersucht. Im Falle von Mercury hat die SEC ermittelt, dass 45 Optionsvergaben - alle, die zwischen 1997 und April 2002 an Manager gingen - rückdatiert wurden, um ihren Wert zu steigern. Empfänger können von Optionen profitieren, wenn der Kurs der Aktie mit der Zeit über den "Strike Price" (üblicherweise der am Tag der Gewährung) steigt.

Landan und Abrams sollen zudem wiederholt auch den Termin der Zuteilung von Optionspaketen umdatiert haben. Dadurch wurde jeweils ein Teil des Gewinns vom Internal Revenue Service (IRS, vergleichbar mit unserem Finanzamt) als Kapitalgewinn eingestuft, der geringer besteuert wird als Einkommen, berichtet das "Wall Street Journal". Landan schmälerte seine Steuerschuld durch Umdatierung dreier Zuteilungen um 18 Millionen Dollar. (tc)