30 Prozent Umsatzsteigerung reduzierte Rendite erstmals Vertrieb von Standardsoftware:

SCS-Berater untermauern Führungsanspruch

08.04.1982

MÜNCHEN - "Ganz bewußt zurückgenommen", und zwar auf rund drei Prozent. hat die Hamburger SCS Scientific Control Systems GmbH die Umsatzrendite im vergangenen Geschäftsjahr 1981. Dies teilte SCS-Vorstandsmitglied Dr. Joachim Schweim auf einer Pressekonferenz in München mit. Schweim, nach dessen Einschätzung der Markt im vergangenen Jahr "insgesamt schwieriger" war, besonders Im technischen Bereich, unterstrich mit Hinweis auf den um fast 30 Prozent gestiegenen Umsatz. SCS sei weiterhin der "Branchenführer" in Deutschland und habe ein "investives Jahr 1981" hinter sich.

Investitionen und ähnliche Aufwendungen der SCS beliefen sich 1981 auf rund 16 Millionen Mark. Schweim: "Von diesem Geld haben wir sechs Millionen Mark in die Kosten getan." Die Tatsache, daß die SCS als Beratungsunternehmen für Organisation, Automation und Datenverarbeitung nicht nur "jede Menge Wissen, Hoffen und Beten" (Schweim) ihr eigen nennen kann, sondern zudem auf der Einnahmenreihe im langjährigen Durchschnitt liegt, ist nach Darstellung der Hamburger nicht so überraschend, wie es in Anbetracht der wirtschaftlichen Lage erscheinen mag,

Zwar habe es, nannte Schweim ein konkretes Beispiel, ganz gewiß weniger Siemens-Aufträge an externe Berater - und damit auch an SCS - gegeben (Schweim: "So gesehen, tun wir da noch eine ganze Menge."); da aber SCS den größten Teil des Umsatzes - 37 Prozent - mit öffentlichen und halböffentlichen Auftraggebern erzielt habe, sei etwas anderes bedeutsam gewesen: SCS sei nicht von der "Apelitis" befallen worden und habe insoweit, anders als die Tornado-Bauer, keinen ministeriellen Rotstift zu spüren bekommen.

380 Projekte angegangen

So kamen die Hamburger also im vergangenen Jahr nach Angaben Schweims zu 81,7 Millionen Mark Umsatz, was einem Plus von 29,9 Prozent entspricht. Von diesem Umsatz kam der kleinere Teil (fünf Prozent) aus 100 Aufträgen im Bereich Personalberatung und Training, der überwiegende Teil aus insgesamt 380 Projekten mit 150 Kunden. 1981 gewann SCS nach eigenen Angaben 87 Neukunden.

Fast so hoch wie die schon genannten 37 Prozent Umsatzanteil aus Aufträgen von Behörden, Verkehrs- und Versorgungsbetrieben lagen mit 36 Prozent die Aufträge der Industrie; die restlichen 27 Prozent kamen aus Handel, Banken und Versicherungen. Nach Sachgebieten gegliedert, entfielen 35 Prozent des SCS-Umsatzes auf technische Automation, 31 Prozent auf kommerzielle Softwaresysteme, 15 Prozent auf - so Schweim - "eigentliche Management-Beratung" und 14 Prozent auf Org./DV-Beratung, fünf Prozent schließlich auf Personalberatung und Training.

Neben den als traditionell bezeichneten Betätigungsfeldern der SCS (Banken, Versicherungen, Fertigung, Materialfluß, Kernkraftwerke, Verteidigung) sind 1981 nach Schweims Angaben "verstärkt" Projekte in den Bereichen Automobilbau, Energieverteilung, DV-Audits, Computer Graphics, CAD/CAM, Textverarbeitung und Rechnernetze hinzugekommen.

Den CAD/CAM-Markt hingegen sieht er im Anfangsstadium; hier seien die Workstations noch sehr teuer. SCS habe sich daher eine CAD-Toolbox zugelegt - lauffähig auf HP 1000 - und bediene mit dieser Zweidimensionalversion den Niedrigpreismarkt. Schweim räumte ein, der Vertrieb derartiger Standardsoftware unterlaufe den SCS-Grundsatz nur Individualsoftware zu vermarkten; von einem Ausnahmecharakter dieser Aktivität sprach er aber nicht.

Als fast schon müßig, darüber Worte zu verlieren, bezeichnete Schweim zudem den Umstand, daß SCS - später als andere; d. Red. - vor der Fertigstellung eines (firmeninternen) Almanachs über Methoden und Verfahren zur rationellen Projektabwicklung stehe. Die Software-Produktionsumgebung, in der die Hamburger sich bewegen wollen, wurde als eine Box skizziert, deren eine Seite von der Methodensoftware (etwa SADT) ausgefüllt wird, in deren Mitte die Betriebssystemebene mit OS und Unix liegt und wo als Hardware beispielsweise Amdahl-, IBM-, ICL-, Intel- und Perkin-Elmer-Rechner laufen.

Als eine der Zukunftsaufgaben seines Hauses bezeichnete Schweim den Aufbau einer "Allgemeinen Engineeringberatung", ähnlich wie die Schwestergesellschaft SCI Systems Control, Inc. im kalifornischen Palo Alto sie biete. Dafür und für das generell propagierte Unternehmensziel, die Nummer eins zu bleiben, wird SCS neue Mitarbeiter einstellen müssen. Genannt wurden in München folgende Zahlen:

Ende 1980 gab es 509 SCS-Mitarbeiter, ein Jahr später waren es 641; seit Ende März sind 661 Leute fest angestellt, und am Jahresende sollen es 700 sein (mit denen SCS 100 Millionen Mark Umsatz machen will). Bis zum Ende der 80er Jahre soll die Zahl der Mitarbeiter auf das Doppelte gestiegen sein.

Mit diesem Personalstamm will SCS zum "Haus- und Hofberater" (Schweim) seiner Kunden werden; der Allround-Berater jedoch, der sich in der Büroorganisation wie im Lagerwesen auskennt, ist nach SCS-Auffassung tot. Ausnahmen will Schweim hier nur im Falle der Management-Beratung zulassen. Ausnahmen zu machen bereit ist auch Dr. Heinz Streicher, der bei SCS die Stabsstelle Kommunikation/Marketing leitet.

Über die von ihm zusammengetragene SCS-Liste der zwölf größten deutschen Beratungsunternehmen sagt er, "die ersten sechs oder sieben" dürften in der Rangliste so richtig stehen. Ob aber Kienbaum wirklich die ganzen Personalanzeigen-Gelder als Umsatz verbuche, wisse er nicht.