Unixware-Vereinigung am Ende

SCO schafft sich einen Unix-Club

12.07.1996

Zu teuer und zu unabhängig ist SCO die bisherige Unix-Vereinigung nach Informationen des britischen Branchendienstes "Unigram-X". Dieser Verdacht wird noch dadurch genährt, daß der Vorsitz der geplanten ECF aus der Führungsriege von SCO gestellt werden soll.

Bei der UTG handelt es sich um die letzten Reste des einst einflußreichen Konsortiums Unix International. Obwohl mit Unix V.4 als Sieger aus dem sogenannten Unix-Streit gegen die Open Software Foundation (OSF) hervorgegangen, wurde die Organisation aufgelöst, weil sie sich nicht mit der OSF zusammentun wollte und schließlich in Geldnot geriet. Der Kern der Organisation rettete sich unter der Bezeichnung Unixware Technology Group in die Arme von Novell, als die Netzwerker im Januar 1993 das Unix-Betriebssystem erwarben. Als Novells Versuch scheiterte, mit Unixware den Markt aufzurollen, wurde die UTG dem neuen Unix-Besitzer SCO anvertraut, der gelobte, die Rechte der Organisation unangetastet zu lassen.

Damit ist es jetzt vorbei. Laut Wolfgang Ehrenthaler, Marketing-Leiter von SCO Deutschland, ist die Organisation bereits aufgelöst. Jetzt folgt die Integration der Mitgliedsfirmen in die ECF. Von ihnen, so SCO, sei die Initiative zur Schaffung einer neuen Organisation ausgegangen.

Zu den Aufgaben des ECF gehört es, für Unix einzutreten, Techniken von Original Equipment Manufacturers (OEMs) für das Betriebssystem zu akquirieren und industrieweite Kooperationsmöglichkeiten zu suchen. Vor allem aber stellt die neue Organisation eine Quelle für mögliche Standards dar, die man bei Konsortien wie The Open Group (ehemals X/Open und OSF) einreichen kann. Genau das waren auch die Aufgaben von UTG und zuvor von Unix International, wobei beide Gruppen über sogenannte Roadmaps Einfluß auf die künftige Entwicklung des Unix-Betriebssystems nehmen konnten. Davon ist nun, da die Zukunft von Unixware als 64-Bit-Betriebssystem für HP feststeht, nicht mehr die Rede.

Unklar ist, ob die Gründung von ECF damit zu tun hat, daß SCO freie Hand für Änderungen bei den Plänen bezüglich des hauseigenen "Open-Server"-Unix haben möchte. Anstatt Mitte dieses Jahres die angekündigte Nachfolge-Version "Comet" herauszubringen, hat SCO die Kunden nun bis Anfang nächsten Jahres vertröstet. Das Produkt soll nun nicht mehr, wie ursprünglich geplant, gänzlich in "Gemini" aufgehen, das die Vorstufe des einheitlichen 64-Bit-Unix darstellt. Vielmehr sollen die Open-Server-Kunden weiterhin zumindest mit Wartungs-Releases von Comet beliefert werden.