Neue Version von Open Desktop vorgestellt

SCO: Gebranntes Kind scheut nach, ACE-Erfahrung das Feuer

19.06.1992

MÜNCHEN (gfh) - Die Santa Cruz Operation (SCO) hat nach ihren ACE-Erfahrungen keine Lust mehr auf Experimente. Bei der Vorstellung der zweiten Version der Betriebssystem-Umgebung Open Desktop (ODT) wurde deutlich, daß das Unternehmen vorerst weder an die Unterstützung von RISC-Architekturen noch an die Ablösung seiner nicht mehr aktuellen Unix-Version denkt.

Die Frage, wie es bei SCO nach dem Ausstieg aus dem ACE-Konsortium weitergehen würde, war bei der Vorstellung von Open Desktop 2.0 wichtiger als das Produkt selbst. Dieses läuft nach wie vor auf Intel-Prozessoren unter dem inzwischen nicht mehr dem Stand der Technik entsprechenden Unix System V, Version 3.2.

Von einem Wechsel zum OSF/1-Unix oder zum jetzt aktuellen Unix V.4, wie er im Rahmen der ACE-Initiative erwogen wurde, war in München keine Rede mehr. Im Gegenteil: "Auch die nächste Version von ODT wird unter der Unix-Version 3.2 laufen", stellte Bernhard Hulme, Vice-President Marketing bei SCO, klar. Allerdings wolle das Unternehmen weiterhin die Entwicklungen der OSF im Auge behalten. Jesse Young, Geschäftsführer von SCO Deutschland, verwies in diesem Zusammenhang auf die Microkernel-Version von OSF/1, die derzeit entwickelt wird. Entscheidungen seien allerdings noch nicht gefallen.

Auch bei der Hardwareplattform gibt es nichts Neues zu vermelden. Hier setzt SCO nach wie vor auf die Intel-Prozessoren. Die ursprünglichen RISC-Pläne habe man ad acta gelegt. Als Begründung nannte der SCO-Marketier, daß die zukünftigen P5-Prozessoren von Intel die Sparc-Chips an Leistung weit übertreffen würden und auch mit den R4000-Mips-Prozessoren mithalten könnten.

Neu an der jetzt vorgestellt Version 2.0 von ODT ist vor allem die Integration der auf OSF/Motif beruhenden Benutzeroberfläche der Ixi Ltd. Bedienungskomfort und Erscheinungsbild ähneln dem Windows- oder Apple-Desktop, so daß für den Umgang Kenntnisse der Unix-Syntax nicht nötig sind. Außerdem unterstützt ODT jetzt die Version 5.0 des DOS-Betriebssystems sowie das Netzprotokoll TCP/IP, Release 1.2, und das Netware File System, Release 1.2.

Vermarktet wird das Produkt auf CDs als Einplatzsystem für knapp 3000 Mark, in einer Server-Variante für 6000 Mark und als Entwicklerpaket für 3700 Mark. Für die Auslieferung auf Diskette oder Band verlangt SCO bis zu 1000 Mark zusätzlich.