Ein Zehntel der Belegschaft verläßt den Unix-Pionier

SCO entläßt Mitarbeiter und baut auf neue Middleware

20.06.1997

Die Reorganisationskosten werden sich auf das Geschäftsergebnis auswirken: SCO plant, für das Ende Juni 1997 auslaufende dritte Quartal dieses Geschäftsjahres einmalige Aufwendungen von rund acht Millionen Dollar auszuweisen. Ziel des Unternehmens ist es, die Betriebskosten zu senken und die Entwicklungs- und Marketing-Bereiche zu straffen. Rund ein Zehntel der Arbeitsplätze wird diesen Maßnahmen zum Opfer fallen.

Hoffnungsträger im Produkt-Portfolio ist die Middleware "Tarantella", mit deren Hilfe Anwender jede Art von vernetzten Clients - auch preiswerte Netzcomputer (NCs) - als Front-ends für ihre bisher verwendeten Anwendungen nutzen können sollen. Mit diesem "Client-Integra- tionswerkzeug" gewinnen Nutzer nach Angaben der SCO-Marketiers genügend Zeit, um in aller Ruhe Java-basierte Applikationen zu entwickeln.

Das Stammgeschäft, den Verkauf von Betriebssystem-Servern auf Unix-Basis, betreibt der Anbieter nach wie vor erfolgreich. Laut IDC hatte das Unternehmen 1996 rund 35 Prozent aller Unix-Server weltweit an den Kunden gebracht - mehr als doppelt soviel wie Verfolger IBM, der von seinem Unix-Derivat AIX rund 102000 Einheiten absetzte. Doch die wahre Konkurrenz lauert bekanntlich nicht im Unix-Markt: Microsoft gewinnt mit Windows NT vor allem im Low-end-Bereich immer größere Marktanteile.

Strategie von SCO ist es, über unabhängige Softwarehäuser und Value Added Resellers (VARs) in den Markt zu gehen, also den Endanwender indirekt anzusprechen. Microsoft dagegen bevorzugt mit großem Erfolg die direkte Ansprache solcher Kunden, die schon bisher mit Microsoft-Produkten arbeiteten und nun preiswerte und leistungsfähige Maschinen suchen, um auf schnellstem Wege Web-basierte Anwendungen zu entwickeln. IDC erwartet deshalb, daß es SCO in Zukunft schwerfallen wird, der Marketing-Maschinerie von Microsoft Paroli zu bieten.

Der Unix-Spezialist erwirtschaftete im zweiten Quartal 1997 einen Umsatz von 54 Millionen Dollar - sieben Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Der Nettogewinn lag mit 974 000 Dollar deutlich über dem des Vorjahresquartals, als der Überschuß 2,9 Millionen Dollar betrug. SCO lebt derzeit hauptsächlich von den Unix-Varianten "SCO Open Server" und "SCO Unixware", die sich vor allem in Asien und auf dem amerikanischen Kontinent verkauften.

Internet-Kurs

Abgesehen vom aktuellen Hofnungsträger Middleware hat SCO auch bei seinen Unix-Server-Lösungen weiter in Sachen Internet-Optimierung gearbeitet. So wurde nach Angaben des Unternehmens in die Version 2.1.2 von Unixware der Netscape Navigator Gold, bestehend aus Internet- und Intranet-Client, Mail- und News-Client inklusive Web-Seiten-Editor, sowie der Netscape Fast-Track 2.0-Server integriert. Darüber hinaus soll das neue Unixware jetzt den SCO Internet Manager, erweiterten PPP-Support und ein Web-basiertes Management-Tool beinhalten.