Schwieriger Server-Markt

05.02.2009
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Der Zeitpunkt für einen Eintritt in das Server-Geschäft ist ungünstig. Der Umsatz geht zurück, und die Claims sind fest verteilt.

Wenn Cisco jetzt auch mit Servern ins Rechenzentrum drängt, steuert der Konzern in stürmische Gewässer. Dabei hatte es noch vor zwölf Monaten gar nicht so schlecht ausgesehen, als die Marktforscher ihre Bilanz für das Server-Jahr 2007 zogen. IDC registrierte mit einem weltweiten Umsatz von 54,4 Milliarden Dollar das beste Jahr seit 2000 (61,6 Milliarden Dollar). Der Absatz legte gegenüber dem vorangegangenen Jahr um 6,7 Prozent auf rund acht Millionen verkaufte Systeme zu. Allerdings warnten die Marktforscher schon damals, dass sich das Wachstum 2008 kaum halten lasse.

Topanbieter mit Umsatzminus

Genau das trat ein. Bis dato liegen zwar noch keine Zahlen für das Gesamtjahr 2008 vor. Die Analysen für die einzelnen Quartale verheißen jedoch nichts Gutes. Demnach reduzierte sich der weltweite Umsatz der Server-Anbieter im dritten Quartal 2008 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,4 Prozent von rund 13,4 auf etwa 12,7 Milliarden Dollar. Alle Top-Five-Hersteller, IBM, Hewlett-Packard, Dell, Sun Microsystems sowie Fujitsu/FSC, hatten Einbußen zu beklagen. Der Absatz von Juli bis September 2008 verbesserte sich gegenüber dem Vorjahresquartal um 4,4 Prozent.

Die angespannte Wirtschaftslage spiegelt sich in den rückläufigen Umsätzen wider, zog Jeffrey Hewitt, Vice President von Gartner, Bilanz in einem schwierigen Server-Quartal. Vor allem im Highend-Bereich mit teuren Unix-Maschinen hielten sich die Kunden zurück. Der Umsatz mit Unix-Servern mit Risc- beziehungsweise Itanium-Chips sei im Jahresvergleich um 10,8 Prozent zurückgegangen, berichtete der Gartner-Analyst. Die Zahl der Auslieferungen habe sich sogar um 16,1 Prozent reduziert.

Dagegen konnten die Hersteller von Blade-Servern wachsende Geschäfte verbuchen. Die Umsätze mit den flachen Einschubsystemen legten im dritten Quartal 2008 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 29,5 Prozent auf 1,4 Milliarden Dollar zu. Dieses Segment macht bereits rund elf Prozent des gesamten Server-Markts aus. Blade-Systeme seien der einzige Formfaktor, der zulegen konnte, lautet die Bilanz von Jed Scaramella, Senior Research Analyst in IDCs Enterprise Computing Group. Vor allem die bessere Energieeffizienz und mehr Flexibilität würden für diese Server-Plattform sprechen.

Bewahrheitet sich, dass auch Cisco Blade-Server anbieten will, dann hat sich der Netzspezialist zumindest das richtige Segment für seinen Einstieg ausgesucht. Leichter wird es damit aber mitnichten, denn der Markt ist im Grunde fest verteilt. Die drei führenden Anbieter Hewlett-Packard (54,7 Prozent), IBM (22,9 Prozent) und Dell (9,3 Prozent) vereinigen fast 87 Prozent der weltweiten Blade-Server-Umsätze auf sich. Eine Bresche in diese Phalanx zu schlagen wird nicht einfach.

Fazit

  • Da die Absatzzahlen nur moderat wachsen und die Umsätze im weltweiten Server-Geschäft rückläufig sind, kann ein Neueinstieg Ciscos nur über die Verdrängung anderer Marktteilnehmer stattfinden.

  • Der Server-Markt ist seit Jahren fest unter etablierten Playern wie IBM, Hewlett-Packard, Dell, Sun und Fujitsu/FSC aufgeteilt. Gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten wenden sich die Kunden in aller Regel den Lieferanten zu, die Sicherheit bieten.

  • Die Preise im Server-Geschäft stehen unter Druck. Cisco - sofern es dem Unternehmen überhaupt gelingt, einen Fuß in die Tür zu bekommen - wird sich also mit deutlich geringeren Margen bescheiden müssen als im Geschäft mit Netzequipment.