Food-Company rüstet sich für den internationalen Wettbewerb

Schweizer Nestle-Konzern wählt Infonet als Networking-Partner

12.06.1992

VEVEY (IDG) - Einen namhaften Neuzugang auf seiner Kundenliste kann der Value-Added-Serviceanbieter Infonet verzeichnen. Der Schweizer Lebensmittelriese Nestle will über das Infonet-Netz weltweit seine Niederlassungen in mehr als 80 Ländern verbinden. Schwerpunkt der vereinbarten Dienstleistungen ist neben dem globalen Datenaustausch vor allem ein unternehmensweites Kommunikationssystem via Electronic Mail.

Infonet ist als Partner einer neuen DV-Strategie eingebunden in die generelle Umstrukturierung und Neuausrichtung des im schweizerischen Vevey angesiedelten Konzerns, wo man in erster Linie an eine Zusammenlegung bisher verstreuter Produktionskapazitäten und an eine Straffung der Vertriebsorganisation denkt. Aus einem bisher dezentral organisierten und regional ausgerichteten Unternehmen soll auf diese Weise nach dem Willen der Nestle-Verantwortlichen eine international schlagkräftige Firmengruppe werden, um, wie es in einer entsprechenden Mitteilung heißt, "den veränderten Erfordernissen des Marktes und den Kundenbedürfnissen besser gerecht werden zu können".

Für die eidgenössische Food-Company bedeutet der Abschluß mit dem Infonet-Konsortium zugleich auch den Einstieg ins unternehmensweite Networking. Obwohl der Nestle-Konzern mit insgesamt mehr als 200 000 Mitarbeitern, Produktionsstätten in mehreren europäischen Ländern, Kanada sowie den USA und Vertriebsbüros in rund 80 Ländern zu den Top-100-Unternehmen der Welt gehört, hatten firmenübergreifende DV-Strukturen dort bisher eher einen geringen Stellenwert. "Als ich meine Tätigkeit bei Nestle vor zwei Jahren aufnahm, existierte nichts, was man als unternehmensweites Netzwerk hätte bezeichnen können", beschreibt Jean-Claude Dispaux, Senior Vice-President of Information Systems, die Ausgangssituation.

Vor allem auch angesichts des bevorstehenden EG-Binnenmarktes war dem IT-Manager zufolge dringender Handlungsbedarf gegeben. Außerdem gehe im internationalen Food-

Business ohne die Zusammenarbeit mit landesweiten Großhandels- und Supermarktketten nichts mehr. Deshalb mußte die eigene Organisationsform der vom Geschäftspartner angepaßt werden - insbesondere auch in puncto unternehmensweiter DV.

Gespräche mit zwölf Netzbetreibern

Grundanforderung einer Zusammenarbeit mit einem externen Dienstleister war daher laut Dispaux, daß dieser "ein effizientes, kostengünstiges Netz bereitstellen kann, das die Kommunikation zwischen der Firmenzentrale in der Schweiz und den einzelnen Produktionsstandorten sowie Vertriebsniederlassungen gewährleistet".

Während der Planungsphase führten die Schweizer Gespräche mit insgesamt zwölf Netzbetreibern, darunter auch mit IBM und BT. Über die Vertragsmodalitäten vereinbarten beide Partner Stillschweigen. Bis zum Jahresende sollen rund 65 Prozent aller Nestle-Niederlassungen bereits angeschlossen sein. Infonet machte nach Angaben von DV-Chef Dispaux das Rennen vor allem wegen einer gut ausgebauten Netz-Infrastruktur in den Ländern, wo Nestle die Zusammenlegung beziehungsweise Verbindung bisher isolierter Standorte plant. Zweiter wichtiger Entscheidungsgrund der Eidgenossen: der bei Infonet mögliche Einsatz der E-Mail-Software "Central" von Soft-Switch, die laut Dispaux die Übersetzung und Koordination der vielfältigen bei Nestle bisher betriebenen E-Mail-Lösungen zuläßt.

Eines der Ziele, das die Nestle-DV-Planer im Zusammenhang mit ihrer neuen Networking-Strategie verfolgen, ist neben dem Austausch von Unternehmensdaten auch die Installation einer firmenübergreifenden elektronischen Post. So sollen aus den bisher existierenden Nischenlösungen mit maximal 6000 E-Mail-Boxen im Endausbau bis zu 60 000 Anschlüsse werden und die Kommunikationsbasis für den Großteil der rund 200 000 Beschäftigten bilden. Bei voller Funktionsfähigkeit des E-Mail-Systems kalkulieren die Nestle-Verantwortlichen mit rund 30 Prozent Kostenersparnis bei den Gebühren für Telex und Telefax.