Neue Ausbildungsverordnung in der Schweiz:

Schweiz kreiert den Diplomm-Analytiker

11.04.1975

Nach offiziellen Schätzungen arbeiten in der Schweiz gegenwärtig rund 10 000 EDV-Analytiker (entspricht unserem System-Analytiker) und Programmierer. Etwa 1500 Datenverarbeitungsanlagen sind zur Zeit im schweizerischen Bundesgebiet im Einsatz, und die Eidgenossen nehmen für sich in Anspruch, zusammen mit den USA und Schweden die höchste Computer-Dichte der Welt aufzuweisen. Sie klagen aber auch: Die rasche Verbreitung der Datenverarbeitung habe nicht Schritt gehalten mit einer angemessenen Ausbildung der EDV-Fachleute. Außerdem seien die verschiedenen DV-Berufe weder einheitlich umschrieben noch gäbe es generelle Ausbildungsrichtlinien.

BERN - Als ersten Schritt zu dieser Zielvorstellung haben jetzt der Zentralverband schweizerischer Arbeitgeber - Organisationen, der Schweizerische Kaufmännische Bürofach-Verein (SKV) und der Schweizerische Bürofachverband gemeinsam ein Anforderungsprofil für den EDV-Analytiker ausgearbeitet und Zulassungsbestimmungen zur, neu eingeführten höheren Analytiker-Fachprüfung erlassen. Sie gliedert sich in eine Vor- und eine Hauptprüfung von je 17 Stunden. Zur Vorprüfung wird zugelassen, wer eine kaufmännische oder technische beziehungsweise gewerbliche Lehre oder die Mittelschule erfolgreich absolviert hat und zusätzlich mindestens drei Jahre in der Datenverarbeitung tätig war.

Die geforderte Berufserfahrung verdoppelt sich, wenn eine solche Vorbildung nicht vorhanden ist. Die Hauptprüfung kann frühestens ein Jahr nach bestandener Vorprüfung Abgelegt werden, außerdem müssen die Kandidaten insgesamt eine fünfjährige Berufspraxis in Programmierung und Analyse nachweisen.

Vorbereitungskurse erforderlich

Da der EDV-Analytiker nach Schweizer Vorstellungen eine Mittelstellung zwischen DV-Organisator und dem Programmierer einnimmt, sollte er einerseits über betriebswirtschaftliche, andererseits über fundierte, praxiserprobte Programmierungskenntnisse verfügen und diese bei den Prüfungen unter Beweis stehen. Allerdings ist man der Meinung, daß nur gewiefte Praktiker ohne theoretische Vorbereitung, sprich Vorkurse, die Examen bestehen. Deshalb bieten das Schweizerische Institut für Betriebsökonomie und das Institut für elektronische Datenverarbeitung entsprechende Tages-, die kaufmännischen Berufsschulen Abendkurse an.

Direktor Allenspach vom Schweizer Arbeitgeberverband und SKV-Zentralsekretär Nuchti rechnen damit, daß nach einer Übergangsphase etwa 10 bis 20 Prozent der Analytiker das Diplom erwerben werden. Für dieses Jahr erwartet man etwa 200 prüfungswillige Kandidaten.