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"Schweden-Watergate" kann Persson die Regierungsmacht retten

06.09.2006

Alle hatten sie von monatelangen Hacker-Aktivitäten eines Parteifreundes gegen das Intranet der Sozialdemokraten gewusst und die "Beute" in Form vertraulicher Strategiepapiere für den Wahlkampf genutzt oder Mitwisserschaft verschwiegen. "Es ist, als habe einem jemand erst den Hausschlüssel geklaut und dann das Haus leergeräumt", meinte Persson zu diesen Aktivitäten im Tonfall eines zutiefst schockierten Gewaltopfers. Zum Vergleich mit dem Einbruch 1972 in das Parteibüro der US-Demokraten im Washingtoner Watergate-Hotel hieß es in Stockholm: Heute brauche ja niemand mehr irgendwo physisch einzubrechen. Benutzername und Passwort reichten aus.

Die Kombination "Sigge" für beides verschafften dem Jungliberalen Per Jodenius im Kleinstädtchen Skaraborg Zugang zu strategischen sozialdemokratischen Wahlkampfpapieren, mit denen er seine politischen Freunde in der Hauptstadt Stockholm lange vor der Veröffentlichung versorgen konnte. Dass Parteichef Leijonborg erst nichts gewusst haben wollte und die so "erbeuteten" Papiere dann als unwichtiges Material zu"Schulpolitik und so was" abtat, konnte weder Polizei noch Öffentlichkeit besänftigen. Staatsanwältin Maria Häjebo leitete Ermittlungen gegen die Volkspartei-Pressechefin Niki Westerberg wegen "Anstiftung zum Dateneinbruch" ein und will Parteichef Lars Leijonborg noch vor den Wahlen zum Verhör vorladen.