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Schwäbischer Erfindergeist: Floppy-2-Platter

01.04.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Fünf Studenten der Stuttgarter Fachhochschule haben sich zur Firma Floppy-2-Platter GmbH zusammengetan. Trotz unterschiedlicher Fachrichtungen (Informatik, Elektrotechnik, Maschinenbau) trieb sie eine gemeinsame Frage um - was machen wir mit all unseren alten Disketten? "Damit müsste doch noch was anzufangen sein - warum machen wir nicht einfach Speicherscheiben ("Platter") für Festplatten daraus?" erklärt Tobias Schindler, Geschäftsführer der Start-up, die Grundidee.

Doch das war leichter gesagt als getan. Zwar hatte jeder der fünf noch Hunderte von inzwischen nutzlosen Disketten daheim liegen. Aber wie genau man diese recyceln könnte, bedurfte doch der vereinten Anstrengung mehrerer Diplomarbeiten. Herausgekommen ist eine bereits voll funktionsfähige Maschine. Diese "knackt" das Plastikgehäuse von 1,44-Zoll-Disketten. Der Kunststoff wird anschließend zu Granulat gemahlen und danach zum Trägersubstrat der späteren Platter umgeschmolzen.

Die Magnetbeschichtung der in der Floppy befindlichen Kunststofffolie wird abgefräst und hochfein zermahlen (das in den Disketten verwendete magnetische Material ist für Festplatten zu grob). Die innere Metallspule schließlich wird herausgestanzt und ebenfalls umgeschmolzen - sie bildet anschließend wieder das Zentrum der entstehenden Platter. Diese erzeugt die Maschine hoch präzise - bislang für Laufwerke mit 3,5 Zoll Baugröße und einer Kapazität von bis zu 40 GB pro Scheibe. Nur rund 15 Prozent des Ausgangsmaterials werden dabei nicht verwertet.

Bei der technischen Umsetzung waren übrigens Forscher von IBM und Hewlett-Packard (jeweils in Böblingen) behilflich. Sie stellten auch den für die Erprobungsphase nötigen Reinraum zur Verfügung.

Trotzdem stehen die schwäbischen Recycling-Tüftler noch vor schwierigen Aufgaben: Zum einen müssen sie klären, wie das Einsammeln von nicht mehr benötigten Disketten in Unternehmen und möglicherweise bei Privatleuten und der Transport zu Floppy-2-Platter logistisch zu stemmen ist.

Und zum anderen müssen sie einen Festplattenhersteller finden, der ihre Speicherplatten abnimmt und verbaut. "Da ist wohl erst einmal ein Urlaub in Amerika angesagt mit Stippvisiten bei Seagate, Maxtor und Western Digital", schätzt Schindler. Von der Qualität seiner Produkte ist der Jungunternehmer jedenfalls voll überzeugt. "Vielleicht kaufen die ja auch einfach unsere Maschine", spekuliert er. Zum Patent angemeldet sei das Konzept jedenfalls bereits. (tc)