ITSM

Schwachstellen der IT-Automation

30.03.2010
Von Stefan Ueberhorst

Hersteller im Überblick

Nachdem die etablierten "Big Four" unter den ITSM-Herstellern - BMC, CA, HP, IBM - ihr Portfolio über Akquisitionen vor allem im Hinblick auf Automatisierung komplettiert haben, schicken sich nun zwei weitere Branchenriesen an, in diesem Markt mitzumischen: EMC und Microsoft. Dennoch bleibt für Drittanbieter reichlich Platz.

Da es kein "Schweizer Messer" für die Automatisierung der Service- und Komponentenebene gibt, lohnt sich im Vorfeld der Tool-Auswahl eine Analyse der jeweiligen Angebote. Hier eine kurze Beschreibung der Offerten:

Die altbekannten Großen

  • BMC bietet als ITSM-Anbieter ein recht umfassendes Produktportfolio und ermöglicht auf Basis seiner Configuration-Management-Database (CMDB) "Atrium", ehemals Remedy, eine Reihe von Orchestration-Funktionen. Für die Konfigurationsautomatisierung von Servern und Netzen wurde die Firma Bladelogic gekauft, im Bereich Run-Book hat sich BMC mit der Übernahme von Realops gerüstet. Das als Client-Management positionierte Marimba ist nicht ganz glücklich gewählt, da es sich eher um ein Softwareverteilungs-Werkzeug handelt und durch die Umbenennung auf BladeLogic den Eindruck vermittelt, dass es aus der gleichnamigen Softwaresuite stamme. Die Integration der zugekauften Produkte in die eigene ITSM-Plattform ist noch nicht vollständig abgeschlossen.

  • CA hat seine Stärken im Bereich Service-Availability und Service-Quality. Hierfür wird die Eigenentwicklung "CA Spectrum Automation Manager" angeboten. Sie bezweckt die regelbasierende Provisionierung von physikalischen und virtuellen Infrastrukturen. Die Erstellung der Prozesse erfolgt wie bei Run-Book Automation von BMC und HP grafisch. Für die Client-Automatisierung gibt es eine Reihe von Management-Werkzeugen, Produkte zur automatisierten Netzkonfiguration sind dagegen nicht vorhanden.

  • Hewlett-Packard hat im Rahmen seiner BTO-Initiative (Business Technology Optimization) eine umfangreiche Suite für Business-Service-Management, Business-Service-Automation und IT-Service-Management zusammengestellt. Im Zentrum steht die mit Mercury übernommene "HP Universal CMDB". Darum gruppieren sich zahlreiche Werkzeuge für die technische Automatisierung (Client, Server und Netzkonfiguration). Zur prozessübergreifenden Automation hat HP den Spezialisten Opsware mit dessen Tools für Run-Book Automation übernommen.

  • IBM konzentriert sich mit seiner Tivoli-Sparte auf die Verwaltung und Steuerung großer Server-Farmen und Cluster. Hier ist der Konzern mit seinen ITSM-Lösungen rund um eine CMDB sehr umfassend aufgestellt. In Bezug auf die Automatisierung sieht IBM die eigentliche Herausforderung in der Orchestrierung technischer Komponenten, weniger im Prozessmodell. Deshalb spricht man bislang auch noch nicht von Run-Book Automation. Stattdessen gibt es Job-Pläne, denen man Aufgaben hinterlegen kann und mit deren Hilfe Einzelschritte eines Prozesses automatisiert werden. Das Werkzeug hierfür ist der "Tivoli Service Automation Manager", der die Produkte "Maximo", "CCMDB" und den "Provisioning Manager" vereint. Mit dem "Service Request Manager" wird das Bindeglied zwischen Service-Katalog und Service-Desk zur Automation der Kundenanfragen entsprechend dem Itil-Lifecycle bedient. Die Bereiche Client- und Netzwerk-Automation hat IBM bislang durch kein Werkzeug abgedeckt. Allerdings hat Big Blue vor einigen Wochen mit Intelliden einen Softwareanbieter für die Netzwerk-Automation übernommen.

Die neuen Großen

  • EMC ist als größter Storage-Anbieter, als Mutter von VMware und Kooperationspartner von Cisco auf dem Weg, ein IT-Service-Dienstleister mit umfassendem Portfolio zu werden. Neben Monitoring-Werkzeugen für Server und Netze verfügt der Hersteller seit der Akquisition von Voyence auch über Tools für die Automation des Netzkonfigurations-Managements. Sie wurden der Ionix-Produktfamilie zugeordnet, welche für die Datacenter-Automation und Compliance-Prüfung gedacht ist.

  • Microsoft lässt seine Server- und Client-Produkte inklusive Virtualisierungstechniken nur ungern von anderen Herstellern verwalten und steuern. Bereits mit seinem Operations Manager hatte Microsoft seinerzeit Drittanbieter aus dem Bereich System-Monitoring in die Schranken gewiesen. Inzwischen bieten die Redmonder unter dem Sammelbegriff System Center ein umfangreiches Portfolio zur Betreuung geschäftskritischer Windows-Welten an. Jüngste Neuerung ist seit Dezember 2009 die übernommene Firma Opalis mit ihren Produkten für Service und Run-Book Automation.

Drittanbieter

Auch wenn sich die Global Player der Spezialisten bedient haben, um ihre ITSM-Suiten zu vervollständigen, bietet das Thema noch reichlich Platz für Drittanbieter, wie die folgenden zwei Beispiele zeigen.

  • Materna bietet für die Run-Book und Client-Automation eigene Produkte an. Mit der "Materna Service Automation" wird eine Lösung offeriert, die die Automation von Serviceprozessen und die Einbindung in das Service-orientierte Monitoring zum Ziel hat. Mit "DX-Union" und Lösungen wie Desktop as a Service wird die Client-Automation von virtuellen und physikalischen Clients bis hin zum Cloud Computing angeboten.

  • UC4 verfolgt mit der "UC4 Automation Engine" einen anderen Ansatz. Mit dem Produkt wird die zentrale Integration der Applikationen, Datenbanken und Infrastrukturen angeboten, so dass mit dem Werkzeug eine übergreifende Service-Automation erfolgen kann.