DV-Planung im Ostblock

Schwachstellen bei der Peripherie

06.08.1976

BERLIN - In den Comecon-Ländern gilt die erste Entwicklungsphase - Anlagen der Reihe 1- des "Einheitlichen Systems der elektronischen Rechentechnik" (ESER) als abgeschlossen. "Schwachstellen sind nicht mehr die Zentraleinheiten, sondern leistungsfähige Peripheriegeräte", stellte Klaus Krakat von der DDR-Forschungsstelle für gesamtdeutsche wirtschaftliche und soziale Fragen (Berlin) in einem Bericht "Entwicklungstatbestände und Perspektiven der elektronischen Datenverarbeitung im Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW)" fest.

Bis 1980 soll in den Ostblockländern der größte Teil der Rechner der ersten und zweiten Generation ausgegliedert und hauptsächlich durch Anlagen der dritten Generation (ESER-Anlagen der Reihe 1) ersetzt werden: Über 50 Prozent dieser Rechner werden mit Peripherie für Stapelverarbeitung ausgerüstet werden; rund 20 Prozent sollen auch für Aufgaben der Datenfernverarbeitung oder für eine Kopplung mit DatenendstelIen besonders im Bereich der Industrieproduktion geeignet sein. Bis Ende 1980 wird mit der ersten ESER der Reihe 2 gerechnet.

Ost-Minis geplant

Außerdem soll die Prozeß- und Kleinrechnertechnik weiter ausgebaut werden: Bis zum Ende der Planungsperiode 1976-80 ist vorgesehen, den Anwendern die ersten Rechner aus dem von den Comecon-Ländern gemeinsamen betriebenen Projekt "System der Kleinrechner" zur Verfügung zu stellen.

Im Software-Bereich gelten die Entwicklung und der Einsatz rechnergestützter "Leitungsinformationssysteme" als vorrangige Aufgabe. Die erste Ausbaustufe soll die Systembausteine Jahresplanung, kurzfristige Planung, Kontrolle der Hauptproduktion, Materialwirtschaft sowie Rechnungsführung und Statistik umfassen.

In allen Comecon-Ländern ist - so Krakat - ein Trend zum Aufbau von Rechenzentren für eine "kollektive Nutzung" zu erkennen. Durch die Konzentration könne der Leistungs- und Planungsprozeß besser überblickt werden.

Rechnergesteuerte Beregnung

Die Haupteinsatzgebiete der DV werden bis 1980 weiterhin im industiellen Bereich liegen. Mehr als in früheren Jahren ist jedoch auch der Rechnereinsatz in den "nichtindustriellen Bereichen" geplant. Man denkt unter anderem an automatisierte Überwachungssysteme für Tierzucht und Pflanzenschutz und den weiteren Einsatz von rechnergesteuerten Beregnungsanlagen in der Landwirtschaft. Im Handel soll die Datenverarbeitung besonders zur Sicherung der Versorgungsprozesse, für Einkaufsplanung, Lager- und Transportwesen sowie die Bedarfsermittlung eingesetzt werden. Für den Personenverkehr sollen bis 1980 Platzbuchungs- und automatisierte Auskunftssysteme zur Verfügung stehen; weitere Projekte: rechnergestützte Zuglenkungssysteme und automatisch gesteuerte Schiffe für Hochseeflotten.

Besondere Bedeutung wird der EDV in den Comecon-Ländern auf dem Gebiet der wissenschaftlich-technischen Information und Dokumentation beigemessen. Es ist geplant, mehr Rechner zum weiteren Ausbau der nationalen und internationalen Informationssysteme einzusetzen. Ergänzend sollen Informationsrecherchesprachen entwickelt und mehrsprachige Thesauren geschaffen werden.

hz