Wachstum auf Kosten der Wettbewerber

Schwache Konjunktur kann Dell nicht stoppen

22.08.2003
MÜNCHEN (CW) - Zum fünften Mal in Folge konnte Dell seinen Quartalsgewinn steigern und den Konkurrenten Marktanteile abnehmen. Dennoch blickt Unternehmensgründer Michael Dell vorsichtig in die Zukunft.

"Ich glaube, die Konjunktur wird sich noch einige Quartale erholen müssen, ehe Unternehmen ihre IT-Budgets substanziell steigern werden", sagte Dell. Angesichts der Zahlen, die der PC-Marktführer für das zweite Fiskalquartal (Ende: 31. Juli 2003) vorlegte, scheint der nachdenkliche Ton jedoch unangebracht.

Dell erhöhte den Nettoprofit im abgelaufenen Berichtszeitraum um rund 24 Prozent von 501 Millionen auf 621 Millionen Dollar. Die Einnahmen kletterten im Vorjahresvergleich um 15 Prozent von 8,46 Milliarden auf 9,78 Milliarden Dollar. Das Unternehmen konnte die Zahl der ausgelieferten Einheiten von April bis Juni 2003 um 29 Prozent steigern und damit laut IDC den Marktanteil im weltweiten PC-Segment auf 17,8 Prozent ausdehnen.

Auch der Ausblick, den Dell gab, lässt kaum Zweifel an der Dominanz des PC-Herstellers zu. Der Direktanbieter will im laufenden dritten Quartal den Umsatz abermals um 16 Prozent auf 10,5 Milliarden Dollar steigern, die ausgelieferten Stückzahlen sollen um mindestens 25 Prozent anziehen. "Dell gewinnt Marktanteile in allen Märkten, in denen sich das Unternehmen bewegt", beobachtet Roger Kay, Analyst bei IDC. Das Unternehmen verkauft derzeit neben PCs, Intel-Servern und entsprechenden Services sehr erfolgreich Speichersysteme sowie neuerdings auch Drucker und Unterhaltungselektronik. Niedrige Preise, das Direktverkaufs-Modell und das Build-to-Order-Prinzip spielen dem Anbieter in die Hände. Allerdings sieht sich auch der "Supermarkt" unter den PC-Herstellern einem schwierigen Marktumfeld ausgesetzt.

"Dell hat in IBM einen weit flexibleren und fordernderen Konkurrenten, als die meisten Leute annehmen würden", urteilt etwa das Marktforschungsunternehmen CIBC World Markets. Insbesondere in einigen "interessanten Segmenten" des Server-Marktes gewinne Big Blue ebenso schnell oder sogar schneller Marktanteile hinzu.

Auch Hewlett-Packard, weltweit die Nummer zwei im PC-Markt, schickt sich an, mit einer Marketing- und Produktoffensive Boden gutzumachen. Die Kalifornier haben die "größte Ankündigung von Consumer-Produkten in der Unternehmensgeschichte" hinter sich (siehe diese Ausgabe Seite 20), in deren Rahmen eine Reihe neuer Notebook-Modelle, Digitalkameras und Drucker avisiert wurde.

Ein weiteres Problem für Dell ist die geringe Gewinnmarge, die durch zuletzt gestiegene Preise für Speicherchips weiter bedroht ist. Die Preise für andere PC-Komponenten fallen zwar, doch im vergangenen Quartal nicht mehr so schnell wie in den Monaten davor. Einige Analysten äußerten deshalb vorsichtige Zweifel, ob das Unternehmen im dritten Quartal seine Ertragsziele erreichen kann. (hv/ajf)

Abb: Stets profitabel

Die Wachstumskrise aus dem Jahr 2002 scheint überwunden. Quelle: CW