Akquisitionen führten zur Verfünffachung des Umsatzes

Schulungsanbieter GFN will mit Online-Training wachsen

14.04.2000
STUTTGART - Die im vergangenen Jahr getätigten Übernahmen verhalfen dem Stuttgarter IT-Schulungsanbieter GFN AG zu einem kräftigen Umsatzplus. Für die Zukunft erhoffen sich die GfN-Lenker vor allem Impulse aus ihren Online-Schulungsaktivitäten.Von Beate Kneuse*

Eine Verfünffachung ihres Umsatzes kann die GfN AG für das Geschäftsjahr 1999 ausweisen. Nach 6,2 Millionen Mark im Vorjahr kamen die Schwaben jetzt auf 32,7 Millionen - Resultat der im Herbst getätigten Zukäufe. Zum 1. Oktober 1999 wurde das Duisburger IT-Systemhaus NBI GmbH mehrheitlich (74 Prozent) übernommen. Es bietet Beratung und Implementierung von komplexen Netzwerklösungen an und erzielte zuletzt mit 24 Mitarbeitern einen Umsatz von acht Millionen Mark. NBI ergänzt die Aktivitäten der bereits in der GfN-Gruppe beheimateten Netzwerkdienstleistern Pidas und Faboro. 1999 steuerte das Servicegeschäft rund sechs Prozent zum Umsatz bei.

Nur eine Woche später angelten sich die Stuttgarter die komplette Weiterbildungssparte der Münchner Ditec AG. Er bescherte der GfN sieben Bildungszentren, 35000 Schulungsteilnehmer pro Jahr, 90 Mitarbeiter und ein Umsatzvolumen von 40 Millionen Mark. Von beiden Akquisitionen floss allerdings jeweils nur das vierte Quartal in den GfN-Abschluß ein. "Hätten wir beide Unternehmen voll konsolidieren können, wäre unser Umsatz auf 70 Millionen Mark gestiegen", betonte Vorstandschef Volker Gallatz auf der Bilanzpressekonferenz. Allerdings habe man in Deutschland im Kreis der unabhängigen IT-Qualifizierer auch so bereits einen tüchtigen Sprung nach vorne gemacht. "Wir sind unserem Ziel, die Nummer eins zu werden, sehr nahe", gab sich der GfN-Chef selbstbewusst.

Shopping-Tour färbte die Bilanz tiefrotDie Shopping-Tour hat allerdings auf der Haben-Seite deutliche Spuren hinterlassen. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftigkeit rutschte mit 9,8 Millionen Mark ins Minus nach einen Plus von 1,6 Millionen im Vorjahr. Zusätzlich belastet wurde das Ergebnis durch den im Dezember 1999 vollzogenen Börsenwechsel. Zuvor im Freiverkehr gehandelt, reihte sich GfN kurz vor Weihnachten in die Schar der am Neuen Markt gelisteten Unternehmen ein. Einiges Geld mussten die Schwaben auch für den Aufbau des Online-Geschäftsbereichs Ac@demy, der im Juli 1999 an den Start ging, locker machen.

Im laufenden Jahr müssen die finanziellen Kraftakte offensichtlich erst einmal verdaut werden. Weitere Firmenzukäufe sind vorerst nicht geplant, organisches Wachstum ist angesagt. Der Umsatz soll auf 80 Millionen Mark ansteigen, im Jahr darauf sind mehr als 100 Millionen ins Visier genommen. Spätestens dann soll auch das Online-Training richtig Fahrt aufgenommen haben, von dem sich die GfN-Lenker für die Zukunft deutliche Impulse versprechen. "Noch ist dieser Markt in Deutschland am Entstehen", erklärte Gallatz. Aber die Erfolge von Smart Force zeigen "die enormen Potenziale in diesem Bereich". Der US-amerikanische Top-Anbieter, für dessen Konzept in deutscher Sprache sich GfN die weltweiten Vermarktungsrechte sicherte, erzielt Gallatz zufolge derzeit mit einschlägigen Schulungen einen Umsatz von 200 Millionen Mark - bei Wachstumsraten von 300 Prozent. Im laufenden Jahr soll das Training via Internet bei der GFN bereits auf einen Umsatzanteil von sechs Prozent kommen.

* Beate Kneuse ist freie Journalistin in München.