Tewidata-Aktionäre sollen sich nicht zuviel Hoffnungen machen:

Schürmann hofft auf schwarze Zahlen

29.06.1984

KRONBERG (VWD) - Auf zwei weitere dividendenlose Jahre müssen sich die Aktionäre der seit Juni 1983 im Börsen-Freiverkehr gehandelten Tewidata-Aktien einstellen. Der Aufsichtsratsvorsitzende und Großaktionär des Münchener Computer-Systemhauses, Walter Schürmann, erklärte in Kronberg, für das laufende Jahr seien "schwarze Zahlen", aber noch keine Gewinn-Ausschüttung zu erwarten.

Auch für 1985 sollten sich die Aktionäre "nicht zuviel Hoffnungen" machen. Der Auftragsbestand liege gegenwärtig mit rund zehn bis zwölf Millionen Mark erheblich unter den Zahlen zum Jahresbeginn (knapp sechs Millionen Mark). Für 1984 erscheine ein Umsatz von 50 (40,8) Millionen Mark erreichbar, für 1985 würden 55 Millionen Mark und ein "ordentlicher Ertrag" angepeilt.

Schürmann wandte sich energisch gegen Meldungen, er habe vor der Veröffentlichung des schlechten Vorjahres-Ergebnisses versucht, sich auf direktem Wege von seinem Tewidata-Engagement zu trennen. 36 Prozent der alleinstimmberechtigten Stammaktien werden vom Unternehmensgründer und Geschäftsführer Peter Dölling gehalten, 64 Prozent von der Beiteiligungs-Aktiengesellschaft (Betag), die zu 100 Prozent von Schürmann kontrolliert wird.

Bei der Emission der stimmrechtlosen Vorzugsaktien hatte sich die Betag verpflichtet, ihre Tewidata-Anteile fünf Jahre lang nicht zu verkaufen. Schürmann räumte ein, daß er sich allerdings bis zum Februar dieses Jahres darum bemüht habe, einen "finanzkräftigen Partner" für die Betag zu finden. Er verfolge dieses Ziel grundsätzlich auch weiter, um das Engagement des Unternehmens auf weitere Beteiligungen auszuweiten und für einen möglichen Kapitalbedarf bei Tewidata Vorsorge zu treffen.

Bis zum April 1984 gab es nach den Worten des Aufsichtsratsvorsitzenden weder bei ihm, noch beim Münchener Emissionshaus PM (Portfolio Management) "Insiderkenntnisse" über die wahre Lage bei Tewidata. Verantwortlich für das schlechte Abschneiden des Unternehmens seien vor allem "Wachstumseuphorie", Managementschwächen und Informationsfehler gewesen. Seit dem Ausscheiden des früheren Finanzvorstandes Günter Hesse sei konsequent Kurs genommen worden auf "Kostendisziplin", den Grundsatz "Ertrag vor Umsatz" und eine weitgehende Reorganisation des Vertriebs- und Service-Bereichs.

Der Tewidata-Aufsichtsrat soll auf der Hauptversammlung am 21. August um zwei Personen erweitert werden. Schürmann möchte "noch mehr Sachverstand" aus der Computerbranche in das Gremium hereinholen. Die endgültige Entscheidung darüber fällt auf der Aufsichtsratssitzung am 27. Juni.