Informatikwettbewerb bringt Pilotprojekt

Schülerinnen motivieren für die Arbeit am Computer

11.01.1991

SANKT AUGUSTIN (CW) - Immer noch interessieren sich zuwenig Mädchen für die Arbeit am Computer. Die Organisatoren des Bundeswettbewerbs Informatik starteten daher ein Pilotprojekt, das bei Schülerinnen mehr Interesse an dieser Beschäftigung wecken und sie zur Teilnahme am Wettbewerb ermuntern soll.

Nach Erfahrungen der Veranstalter des Bundeswettbewerbs Informatik erreichte der Mädchenanteil bei den bisherigen Wettbewerben nur rund zwei Prozent. Verschiedene Gründe werden hierfür verantwortlich gemacht. So sind Informatiklehrkräfte meist männlich und beschäftigen sich im Unterricht länger sowie intensiver mit Jungen. Auch Eltern fördern das technische Interesse ihrer Söhne wesentlich stärker als das ihrer Töchter. Auch wenn sie nur vages Halbwissen besitzen, spielen sich Jungen gegenüber Mädchen als Experten auf. In diesem Umfeld geben Schülerinnen zu schnell nach, spielen nur noch eine passive Rolle und verlassen die Kurse.

Jungen befassen sich auch dann mit einseitig erscheinenden Tätigkeiten, wenn diese zunächst keinen Zweck und Sinn erkennen lassen. Mädchen hingegen haben nach Erkenntnissen der Informatikwettbewerb-Organisatoren breiter gefächerte Interessen und konzentrieren sich daher weniger auf ein einziges Fach. Hard- und Software sind für sie zunächst unattraktiv. Dies rühre auch daher, daß Spielsoftware selten zum Denken anregt sowie häufig aggressiv ist.

Um diesen Faktoren zu begegnen und den Mädchenanteil am Bundeswettbewerb Informatik zu steigern, ist der Aufgabenausschuß mittlerweile zu mehr als 50 Prozent mit Frauen besetzt worden. Sie sollen besonders solche Aufgaben formulieren, mit denen man Mädchen anzusprechen hofft.

Im Rahmen eines auf zwei Jahre angelegten Pilotprojektes am Bonner Clara-Schumann-Gymnasium wurden der Jahrgangsstufe 11 nun 20 Personal Computer übergeben. Das Projekt soll zeigen, ob und auf welche Weise Mädchen besser in die Informatik eingeführt werden können. Neben dem gängigen Informatikunterricht werden die Schülerinnen betreut von Tutoren der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung (GMD). Gemeinsam mit der Gesellschaft für Informatik (GI) ist die GMD Träger des Informatikwettbewerbs.

Ferner erhalten die Schülerinnen Gelegenheit, bei Besuchen und während des Praktikums in der GMD den Arbeitsalltag in dieser Großforschungseinrichtung kennenzulernen. Angeboten wird hier eine Einführung in informatikbezogene Berufsfelder. Bis zum 12. Schuljahr sollen die Gymnasiastinnen in der Lage sein, selbständig am Computer zu arbeiten und am Bundeswettbewerb Informatik teilzunehmen.

Informationen: Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung mbH, Postfach 12 40, 5205 Sankt Augustin 1,

Telefon 0 22 41/14-24 94.