DV und Umwelt/Kommentar

Schrottspiel

15.08.1997

Als schrottreifes Altgerät unerwünscht, als Innovations-Tool hoch begehrt - auf diesen kurzen Nenner läßt sich das Thema "Ambivalenz der Technik" auch bringen. Immer kürzer wird der zeitliche Abstand zwischen diesen gegensätzlichen Bewertungen: 4,5 Jahre beträgt die durchschnittliche Nutzungsdauer eines PCs beispielsweise hierzulande. Also wächst der Elektronikschrottberg tagtäglich, ob nun exponentiell oder "nur linear", und es stinkt zum Himmel, daß es der Bundesregierung bisher nicht gelungen ist, den Abbau der Halden zu beschleunigen beziehungsweise eine branchenübergreifende "Elektronik-Schrott-Verordnung" in Kraft zu setzen.

Und was ist mit dem Entwurf der "Informationstechnik-Altgeräte-Verordnung"? Es kreißt der Berg und gebiert - vielleicht - eine Maus, ist der Chronist versucht zu spotten.

Die IT-Branche hat sich in großen Teilen schließlich schon selbst in die Pflicht genommen, setzt Zeichen

-siehe: AG Cycle, gibt Beispiele

-siehe: SNI und Rank Xerox, und zeigt sich sogar in der Kostenfrage flexibel. Ökologie und Ökonomie, so wird uns nahegelegt, können eine fruchtbare Symbiose eingehen.

Doch sieht es so aus, als ob selbst dieser erste kleine und nur IT-branchenspezifische Schritt des Umweltministeriums in Richtung auf eine Gesamtlösung, und zwar mit Vorbildcharakter für Europa, die Protagonisten schon wieder ins Stolpern bringt: Die Mittelständler müßten erst einmal in eine Entsorgungsstruktur investieren; die Gemeinden fordern einen Sortierobolus; der Finanzminister mag auf die Besteuerung von Rücklagen für Recyclingkosten nicht verzichten etc.

Und der eigentliche Skandal: Die Verursacher der höchsten Schrottberge, nämlich die Anbieter von Unterhaltungs- und Haushaltselektronik, bleiben vorerst noch "außen vor", stehen einer "Elektronik-Schrott-Verordnung" aber "offen gegenüber".