Schreibebrief vom EDV-Seminar

05.09.1975

OBERHOLZKLAU - Die Firma Schrupp & Schrapp, 59 Oberholzklau, Spezialist für Ofenrohre, ist fortschrittlich. Ein Computer kommt ins Haus. Und Schrupp jun. delegierte den Buchhalter Pfennigklein zwecks Umprogrammierung auf Schule: "Einführung in die EDV." Hier ein erster Schreibebrief des Seminaristen Johann Pfennigklein:

Geliebtes Schnuckelchen,

ich lerne jetzt auf Edevau, weil wir in der Firma die Bankauszüge immer nur in Rotschrift kriegen und mein Chef gesagt hat, daß es so nicht weitergeht, sondern nur mit Computer. Das ist zum Beispiel, wenn man die Ofenrohre eingibt und die Rabatte und die Adresse vom Hinterstoißer, wo unsere Vertretung in Tittmonnig ist, - dann schreibt der eine Rechnung. Der Computer, nicht der Hinterstoißer. Der muß bezahlen, was er aber meistens nicht tut, und deshalb braucht unser Chef die Edevau. Wir kriegen nur eine kleine, weil wir immer nur kleine Rechnungen schreiben, aber es gibt auch ganz große, auf denen die Millionäre ausrechnen, wieviel sie verdienen, und weil die dabei ganz heiß werden, werden sie gekühlt. Das nennt man dann Klima.

Hier ist das Wetter mies, aber in die Kneipe geh ich sehr selten, weil ich die Edevau nicht verstehen kann, wenn ich zu viel Bier trinke. Der Umgang mit dem Computer erfordert Nüchternheit, sagt unser Seminarleiter nämlich, und der ist ein gelernter Computeur, wo die Edevau schon lange kennt. Liebes Schnuckelchen, ich muß jetzt schließen, weil ich noch ein bißchen analysieren muß, aber das erkläre ich Dir später.

Die erotischen Schlußzeilen wurden mit Hinblick auf die Zensurvorschriften gestrichen. os