Neues Anwendungssystem für 36- und 38-Kunden in der IBM-Pipeline:

Schrägstrich-Nachfolger soll im Juni kommen

06.05.1988

MÜNCHEN (CW) - Es gibt wenig, was am Konzept des bevorstehenden Silverlake, IBMs Nachfolger für die Systeme /36 und /38, nicht bekannt ist, aber hinsichtlich der Details wie Konfigurationen und Preise ist bisher noch nicht viel veröffentlicht worden. Der britische Brancheninformationsdienst Computergram International hat diese Lücke jetzt geschlossen.

Demnach sieht es so aus, als ob die Silverlake-Maschine in zwei Modellfamillien unter den Typenbezeichnungen AS/200 und AS/400 auf den Markt kommen werde, wobei AS für Application System steht. Die einzelnen Maschinen werden auch anhand der Prozessor-Modellnummer zu identifizieren sein, die das Blatt mit 9384 und 9386 ausgekundschaftet haben will.

Die 9384 zielt auf den gleichen Markt wie das derzeitige System / 36. Anfangs will IBM zwei Varianten B10 und B20 - anbieten. Die Orientierung an der /36 zeigt sich schon darin, daß sie im gleichen Gehäuse wie der /36-Prozessor 5363 ausgeliefert werden. Die B10 ist mit 4 bis 8 MB Arbeitsspeicher konfigurierbar, die B20 mit 6 bis 12 MB. Insider schätzen den Preis für das kleinere Modell auf etwa 15 000 Dollar.

Die AS/400 wird nach Schätzungen von Experten mit dem Prozessor 9386 bestückt und in vier Modellvarianten - B30, B40, B50 und B60 zu haben sein. Jede wird mindestens acht E/A-Prozessoren haben. Es ist die Rede davon, daß einer der Kommunikationsanschlüsse für den Hersteller selbst vorgesehen ist. Dieses soll dazu dienen, die Maschine über IBMs Electronic Customer Support Program zu überwachen. Erweiterungseinheiten nehmen bis zu 10 E/A-Prozessoren auf, und die Modelle 30 und 40 werden auf maximal 18 solcher Prozessoren geschätzt.

Die B30 soll mit 4 UM Hauptspeicher in der Grundausstattung geliefert werden; mit zwei Erweiterungssteckplätzen läßt sie sich bis auf 36 MB hochrüsten. Die entsprechenden Werte für die B40 lauten 8 bis 40 MB und für die B50 16 bis 48 MB. Der Arbeitsspeicher der B60 faßt standardmäßig 16 MB und läßt sich bis auf 96 MB ausweiten. Was die Performance anbelangt soll die B30 mit 9500 Transaktionen pro Stunde etwa der High-End-Zentraleinheit 5360 des Systems /36 entsprechen. Die B40 kommt in der gleichen Zeit auf 12 500 Transaktionen. Mit dem System /38 Modell 700 liegt die B50 etwa gleichauf, während die B60 die 1,75fache Leistung bringt.

Das /36-Betriebsystem SSP (System Support Program) wird den Erwartungen der Fachleute zufolge unter dem neuen Betriebssystem XPF laufen, das eine Obermenge der /38-Systemsoftware CPF darstellt. In diesem Paket sollen alle SSP-Features wie Magnetbandansteuerung, Kommunikationsunterstützung und 3270-Emulation enthalten sein. Wie aus der DV-Szene zu hören war, preist IBM XPF 1.0 als ebenso zuverlässig an, wie SSP 1.0 auf dem System /34 einst war. Zur Zeit soll Big Blue 2000 Programmierer auf das Projekt angesetzt haben.

Eine B30-Basiskonfiguration mit 4 MB soll um die 30 000 US-Dollar kosten. Für eine Ausführung mit fünf Festplatten vom Typ 9332, Magnetbandeinheit und Software sind etwa 130 000 Dollar zu veranschlagen. Derzeit sieht es so aus, als ob gemischte Konfigurationen aus Platten der Modellreihen 9332 und 9335 nicht möglich seien und die 9332 die Platte der Wahl für den Silverlake sein wird.

Insider benennen Ende Mai bis Juni als möglichen Zeitrahmen für den offiziellen Start der Systeme. Spätestens im Oktober soll mit den Installationen begonnen werden.