Schott Glas und Carl Zeiss lagern an HP aus

14.10.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Hewlett-Packard übernimmt im Rahmen eines Outsourcing-Vertrags das gemeinschaftlich von der Carl Zeiss Gruppe und dem Schott Konzern genutzte Rechenzentrum in Jena. Das auf sieben Jahre angelegte Projekt hat ein Volumen von 75 Millionen Euro.

Die bisherige IT-Abteilung, die organisatorisch am Schott-Konzern angegliedert war und Leistungen für beide Schwesterunternehmen lieferte, versorgte an 100 Standorten weltweit rund 16.000 Mitarbeiter. Dazu betrieb sie 220 Server, darunter 75 SAP-Systeme. Im Zuge des bereits zum ersten Oktober erfolgten Betriebsübergangs wechseln 59 IT-Mitarbeiter unter das HP-Dach. Für sie besteht offenbar eine Art Standortgarantie, denn Menno Harms, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hewlett-Packard GmbH, Böblingen, kündigte an: "Wir werden die Betriebstätte in Jena ausbauen, indem wir weitere Unternehmen in Ostdeutschland finden, die sich diesem Serviceverbund anschließen. Jena ist ein guter Standort, um in den ostdeutschen Markt vorzudringen."

Alles andere wird sich aber ändern. Im Zuge der angestrebten Transformation wird HP den IT-Betrieb konsolidieren und standardisieren. So stehen derzeit noch drei Mainframes im Rechenzentrum; diese sollen im ersten Schritt auf nur noch eine Maschine reduziert und später von einer Client-Server-Installation abgelöst werden. Auf dem Prüfstand stehen auch drei Helpdesks, hier strebt HP eine zentrale und standardisierte Anlaufstelle für Anwender an. Als einheitliches und konzernweites Mail- und Groupware-System ist Lotus Notes vorgesehen. "Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Maßnahmen in ein virtuelles Rechenzentrum mit weiteren Produktivitätsverbesserungen münden", erläuterte Harms.

Doch zunächst verspricht HP seinen beiden Kunden einen Rückgang der IT-Kosten im einstelligen Prozent-Bereich pro Jahr. Allerdings waren Spareffekte nicht die Hauptmotivation für die die Schwesterkonzerne Schott Glas und Carl Zeiss, ihre IT auszulagern. Im Rahmen der bereits vor drei Jahren definierten Strategie "Vision 2010" formulierte der Konzen seine langfristigen Produkt- und Unternehmenziele. Die IT, so die Erkenntnis, zählt auch in einem Hochtechnologie-Konzern nicht zur Kernkompetenz, zumindest nicht der Rechenzentrums-Betrieb. Die Verantwortung für SAP-Applikationen, etwa für die Logistik und Qualitätssicherung, bleibt vorerst im Unternehmen. Dazu beschäftigt die Gruppe auch künftig 60 IT-Experten, weitere rund 60 IT-Mitarbeiter verbleiben im Unternehmen, um die lokalen Netze und technischen Applikationen zu betreuen, die beispielsweise für Simulationen benötigt werden. Ob auch diese Arbeitsplätze eine langfristig Zukunft im Hause haben,

ist fraglich. Karl-Peter Merz, Mitglied des Vorstandes bei Schott, Mainz, wiegelt zunächst ab: "Im Vertrag ist der Rechenzentrumsbetrieb geregelt. Über weitere Stufen müssen und werden wir uns unterhalten. Voraussetzung ist, Leistungen zunächst zu standardisieren und so zu gestalten, dass man sie auslagern und vergleichen kann. Wir haben den ersten Schritt getan und müssen uns davon zunächst einmal erholen." (jha)