Auftritt für Aufsteiger

Schöne Menschen machen leichter Karriere

15.01.2009
Von 
ist freie Wirtschaftsjournalistin in London.

Die interne Konkurrenz in puncto Optik wächst. Viele Mitarbeiter setzen zunehmend nicht nur auf ihr Können, sondern auch auf ihren Körper. Von Fitnessstudio- und Sonnenbankbesuchen über Zahnbleachings und Maniküren bis zu Fettabsaugen und Faceliftings: Erlaubt ist, was gefällt. "Besonders Mitarbeitern in den mittleren Jahren geht es darum, im Beruf mit der jugendlichen Konkurrenz mithalten zu können - auch äußerlich", sagt Werner Mang, plastischer Chirurg und Leiter der Bodenseeklinik in Lindau. Im vergangenen Jahr hat der Professor mehr als 500 Männer in Sachen Schönheitsoperation beraten - Tendenz steigend. "Gut aussehende, schlanke Menschen gelten gemeinhin als erfolgreich", so Mang, "und diesem Bild wollen die Manager von heute gerecht werden."

Schöne Männer verdienen mehr

Sie kennen die neuen Regeln des Aufstiegs. Das attraktive Äußere zahlt sich aus - sogar auf dem Bankkonto. Dies bewies Wirtschaftsprofessor Barry Harper von der London Metropolitan University in einer Untersuchung an 11.000 Briten. Die am wenigsten Attraktiven mussten sich mit einem wesentlich niedrigeren Gehalt begnügen als besser aussehende Altersgenossen. Bei Frauen betrug der Abschlag elf Prozent, bei Männern 15 Prozent. "Frauen sind auf den Attraktivitätswettbewerb ganz gut vorbereitet, sie befinden sich auf bekanntem Terrain", erklärt Wissenschaftlerin Bischoff. "Männer empfinden das Bemühen um ihre äußere Attraktivität eher als Neuland."

Jetzt beginnen sie jedoch, dieses Terrain zu erobern. 881 Millionen Euro flossen 2008 in Anti-Aging-Lotionen, After-Shaves und andere Produkte der Herrenkosmetik - 17 Prozent mehr als noch vier Jahre zuvor. Und im Kampf gegen Falten und Fett verlassen sich viele Männer nicht mehr allein auf Lotionen. Nach einer Repräsentativumfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid aus dem Jahr 2006 haben genauso viele Männer wie Frauen einen chirurgischen Eingriff zugunsten der Schönheit machen lassen - nämlich zwei Prozent der Deutschen. Unter den 30- bis 39-Jährigen waren es sogar vier Prozent, unter den Fortysomethings fünf Prozent.

Heiner Thorborg, Personallberater. "Körperliche Fitness gehört heute zum Management."
Heiner Thorborg, Personallberater. "Körperliche Fitness gehört heute zum Management."

Die Ansprüche ans eigene Aussehen steigen. Dafür sorgt nicht nur die Inflation von TV-Beauty-Shows, sondern auch der Blick in die Wirtschaftspresse. "Im Umfeld der angelsächsischen Corporate World mit ihren Business-School-Boys haben schöne Menschen ein noch leichteres Spiel als früher", sagt Fachbuchautor Ulrich Renz ("Schönheit: Eine Wissenschaft für sich").
Ackermann, Obermann & Co. legen die Messlatte hoch. "Topmanager von Dax-Unternehmen sind fast ausnahmslos geschmackvoll gekleidet und fit. Sie achten auf ihre Linie, ernähren sich gesund, rauchen keine Zigaretten mehr", resümiert der Frankfurter Personalberater Heiner Thorborg. "Körperliche Fitness gehört heute zum Management. Die Jüngeren sind damit aufgewachsen, die Älteren haben Gefallen daran gefunden."