Sanofi-Synthelabo: Damit der Praxisschock erst gar nicht eintritt

Schnuppertag für Einsteiger

14.04.2000
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.
Die Münchner Sanofi-Synthelabo GmbH fühlt sich am Potsdamer Platz schon zu Hause, nachdem sich der Umzugsstress von Anfang des Jahres gelegt hat. Der französische Pharmakonzern verlegte seine deutsche Niederlassung von München nach Berlin.

Sanofi-Synthelabo gehört zur zweitgrößten Pharmagruppe in Frankreich und beschäftigt weltweit 33 000 Mitarbeiter. In Deutschland sind es 1200, davon arbeiten circa 700 im Außendienst. 64 Prozent des Firmenumsatzes wird in Europa erwirtschaftet. Mit der Fusion im Mai 1999 trennte sich Sanofi von seinem Kosmetikgeschäft. Das neue Unternehmen konzentriert sich nun auf die Entwicklung und den Vertrieb von Medikamenten. Allein für die Erforschung neuer Substanzen steht ein Etat von umgerechnet circa 1,7 Milliarden Mark zur Verfügung. In 15 Forschungszentren entwickelt das Unternehmen 52 neue Substanzen. Dabei konzentriert man sich auf die Therapiebereiche Herz-Kreislauf/Thrombose, Zentrales Nervensystem, Onkologie und Innere Medizin.

Auf dem aktuellsten Stand

Hans-Joachim Lillge, Hauptabteilungsleiter Informationstechnologie in der deutschen Sanofi-Synthelabo-Niederlassung, hat mit dem Umzug alle Hände voll zu tun, denn die IT-Abteilung ist das Herzstück des Unternehmens. Drei Abteilungen sorgen dafür, dass alle Geschäftsprozesse des Konzerns reibungslos ablaufen. Für die Pflege und Weiterentwicklung der verwendeten Software sind fünf Anwendungsentwickler in der Abteilung "Informationsverarbeitung" zuständig. Hierzu gehören sowohl be- triebswirtschaftliche Programme, Statistiken, Außendienst- und Marketing-Systeme. Ein weiterer Mitarbeiter koordiniert als IT-Projekt-Manager die Aktivitäten. "Unsere Mitarbeiter müssen immer auf dem aktuellsten Stand der technischen Entwicklung sein", so Lillge, "und die Programmiersprachen RPG 400, C++ und Java gehören zum Standard in diesem Bereich."

Die Abteilung "PC, Netzwerk, Telekommunikation" betreut die Netzwerke und sorgt dafür, dass alles rund um die Telekommunikationsinfrastruktur funktioniert. Die fünf IT-Fachkräfte und der Abteilungsleiter beschäftigen sich darüber hinaus mit dem Betrieb und der Weiterentwicklung der Server-Landschaft. Sie müssen sicherstellen, dass zentrale Kommunikationsstrukturen für die Mitarbeiter, etwa E-Mail-Programme und das Intranet einwandfrei funktionieren. Diecirca 700 Außendienstmitarbeiter kommunizieren täglich über Laptops und Modem mit der Zentrale. Die elektronische Kommunikation erleichtert die Arbeit der Pharmareferenten.

Gleichzeitig müssen die Informatiker einen optimalen Datenaustausch ermöglichen. "Wir erwarten von unseren Mitarbeitern in dieser Abteilung fundierte IT-Kenntnisse und darüber hinaus die Offenheit, sich in das Spezialgebiet des Kollegen zumindest teilweise einzuarbeiten. Ein hohes Maß an Eigenverantwortung ist unumgänglich." Darüber hinaus sollten die Fachleute auch in stressigen Zeiten einen kühlen Kopf und die Übersicht behalten. Teamarbeit ist in allen IT-Abteilungen eine Selbstverständlichkeit.

Die dritte Abteilung "System- und Anwenderunterstützung" lässt sich mit einer Help-Desk-Einheit inklusive technischer Hotline vergleichen. Die drei Mitarbeiter und ihr Abteilungsleiter stehen den circa 400 Mitarbeitern des Innendienstes am Telefon beratend bei Soft- und Hardwareproblemen zur Verfügung. "Das heißt auch schon mal, ein Problem vor Ort zu lösen", so Lillge.

Er wünscht sich vor allem Mitarbeiter mit einigen Jahren Berufserfahrung. "Allerdings sind auch Hochschulabsolventen willkommen, die sich durch zusätzliche Praktika und private Initiative Wissen angeeignet haben". Unter Praxiserfahrung versteht IT-Experte Lillge umfangreichere Programmieraufgaben, die sich die Studierenden etwa in einem Softwarehaus erarbeitet haben. Bewerber, die beispielsweise schon selbständig einen Server administriert oder in einem Unternehmen für deren Lotus-Notes System zuständig waren, haben ebenfalls gute Chancen. Eine weitere wichtige Voraussetzung für Bewerber ist neben Schnelligkeit und vorausschauendem Handeln vor allem die Dienstleistungsmentalität. "Unsere IT-Mitarbeiter arbeiten als Dienstleister für die verschiedenen Mitarbeiter im Innen- und Außendienst. Größere Ausfallzeiten des Systems sind undenkbar." Grundsätzlich haben auch qua-lifizierte Quereinsteiger eine Chance.

Bei der Fusion hat sich der neue Pharmakonzern für ein einheitliches Softwaresystem entschieden, das die Koordination wesentlich vereinfacht. Nach dem Umzug nach Berlin gibt es bei Sanofi-Synthelabo momentan gute Einstiegschancen. "Aus privaten Gründen konnten nicht alle Mitarbeiter aus München mit an die Spree kommen. Deshalb suchen wir noch qualifiziertes Personal", ist aus dem Unternehmen zu erfahren. Studenten, die mindestens zwei Monate Zeit mitbringen, können den Pharmariesen als Praktikanten kennen lernen. Eine virtuelle Jobbörse bietet verschiedene Positionen an.

"Bei der Bewerberauswahl finden grundsätzlich mehrere Gespräche statt. "Ich biete jedem potenziellen neuen Mitarbeiter im Anschluss an unser zweites Bewerbungsgespräch an, für einen Tag in unser Unternehmen zu kommen, um die zukünftigen Kollegen und die Arbeit kennen zu lernen", so Lillge. "Im persönlichen Gespräch mit den neuen Kollegen klären sich manche Fragen schneller durch diekonkrete Situation." Mit dem "Schnuppertag" für potenzielle neue Mitarbeiter hat das Unternehmen bisher gute Erfahrungen gemacht. Mancher schreckte vor der großen Verantwortung zurück, etwa für mehrere hundert Benutzer ein E-Mail-System zu administrieren, für andere ist es eine gute Möglichkeit, Bedenken und Zweifel zu beseitigen.

Weiterbildung ist eine Selbstverständlichkeit.

Mindestens eine Schulung

Fachliche und persönliche Fortbildungen gehören zum Standard der IT-Mitarbeiter. "Eine Schulung pro Jahr ist das Minimum", so Lillge. Eine interne Wissensdatenbank, das Intranet und diverse Fachzeitschriften stehen den Mitarbeitern zur Verfügung. Externe Fortbildungsseminare können die Mitarbeiter entsprechend ihrem Fachgebiet besuchen. Auch hier ist viel Eigeninitiative und Eigenverantwortung gefragt. "Wir arbeiten in einer wachstums- und zukunftsorientierten Branche", so der Pharmamann, "die gerade qualifizierten Mitarbeitern gute und vielfältige Zukunfts- und Entwicklungschancen bietet."

Einzelkämpfer haben wenig Chancen, denn soziale Kompetenzen und Teamarbeit sind für die Arbeit grundlegend. Durch die internationale Ausrichtung des Unternehmens und das weitere Wachstumspotenzial steht einer internationalen Karriere nichts im Weg.