Peer-to-Peer-Service von Netscape-Veteranen

Schnelle und kostengünstige Content-Distribution

10.08.2001
MÜNCHEN (CW) - Ehemalige Netscape-Manager haben ein Peer-to-Peer-Netzwerk aufgebaut, über das sich digitale Inhalte schneller und kostengünstiger im Web versenden lassen sollen. Mit "Kontiki" können Videodateien angeblich in Fernsehqualität übertragen werden - zehnmal schneller als bisher und zu einem Drittel der Kosten.

Schon seit Monaten basteln mehrere Netscape-Veteranen an ihrem neuartigen Service für die Content-Distribution. Jetzt haben sie hierfür die Firma Kontiki im kalifornischen Mountain View gegründet. Chairman und Chief Executive Officer (CEO) des Startups ist Mike Homer, der früher für die Portalaktivitäten des zu AOL Time Warner gehörenden Unternehmens Netscape zuständig war. Der Großteil des Kapitals kommt von Ex-Netscape-Chef Jim Barksdale, ein weiterer Investor ist Netscape-Gründer Marc Andreessen. Cheftechnologe von Kontiki wird Wade Hennessey, der bisher bei AOL für personalisierte Dienste verantwortlich war.

Der Kontiki-Service basiert auf dem Peer-to-Peer-Verfahren, mit dem die inzwischen von Bertelsmann übernommene Musiktauschbörse Napster Furore machte und das es ermöglichen soll, Videos und Musik in Fernseh- beziehungsweise CD-Qualität zu übertragen und dabei noch Zeit und Kosten zu sparen. Zu diesem Zweck ermittelt Kontiki registrierte Anwender, die die gleichen digitalen Inhalte angefordert haben, und verbindet diese zu einem virtuellen Netzwerk, über das die entsprechenden Dateien auf möglichst kurzen Wegen verschickt werden. Durch die Analyse von Abonnements der Kontiki-Teilnehmer - etwa von Newslettern oder Software-Updates - sorgt das Programm dafür, dass die Übertragung nicht zu Zeiten stattfindet, in denen ein hohes Verkehrsaufkommen im Netz herrscht. Und schließlich setzt die Kontiki-Software eine spezielle Caching-Technik ein, mit der sich Engpässe bei der Bandbreite verringern lassen sollen.

Geplant ist Kontiki in zwei Varianten: Ein Teil der Betatester wird ab Herbst die Verbreitung großer Dateien von Medienkonzernen über das Internet erproben. Eine zweite Gruppe soll die Übertragung von Dateien zwischen Firmen und ihren Mitarbeitern testen. Das Copyright wird über eine in Kontiki integrierte Rechteverwaltung garantiert. Die Sicherheit, ein speziell in geschlossenen Netzen kritischer Aspekt, soll ebenfalls gewährleistet sein. Auch typische Peer-to-Peer-Probleme - etwa der vorzeitige Abbruch von Downloads - wollen die Kontiki-Gründer im Griff haben.

Kontiki ist nicht die einzige Firma, die sich eine effektivere Content-Distribution auf die Fahnen geschrieben hat. Neben Blue Falcon, Open Cola, Peer Genius, Emikolo, Webever und Red Swoosh arbeitet auch Real Networks an einem System für den Online-Musikdienst "Musicnet".