High-speed im LAN verlangt neue Spezifikationen

Schnelle Netztechnologien tricksen das SNMP-Polling aus

18.10.1996

Einer der Gründe für den Erfolg von SNMP ist, daß es seine Arbeit im Netz, vom verursachten Verkehr abgesehen, fast unsichtbar verrichtet. Hat der Netzadministrator einmal festgelegt, welche Daten er zur Analyse braucht und in welchen Zeitabständen diese abgerufen werden sollen, erbringt SNMP seine Dienste relativ zuverlässig, ohne daß sich der Systemverwalter darum kümmern muß.

SNMP stößt an seine Grenzen

Dieser Modus vivendi dürfte jedoch mit der Implementierung schnellerer Netze wie ATM oder Ethernet in seinen Fast- und Gigabit-Varianten bald der Vergangenheit angehören. Der Haken an der Sache ist nämlich die Abhängigkeit von Übertragungsgeschwindigkeit und Darstellungsfähigkeit der bei SNMP verwendeten 32-Bit-Variabeln, die - ähnlich einem Kfz-Kilometerzähler, der nach 99999,9 Kilometern wieder bei Null anfängt - beim Überschreiten des Darstellungsbereichs wieder von neuem zu zählen beginnen.

Welche Konsequenzen dies in der Praxis hat, wird schnell deutlich, wenn beispielsweise die Port-Auslastung eines Ethernet-Switches auf Stundenbasis zu analysieren ist. Während beim 10-Mbit/s-Ethernet, die maximale Übertragungsrate angenommen, der Speicherplatz der 32-Bit-SNMP-Variable dazu ausreicht, um den Datenverkehr 57 Minuten und 17 Sekunden lang zu protokollieren, ist das Darstellungsvermögen bei einer 100-Mbit/s-Verbindung bereits nach fünf Minuten und 43 Sekunden erschöpft, und die Zählung beginnt wieder bei Null.

Gefahr des Datenmülls

Ist nun die Polling-Zeit auf eine Stunde eingestellt, so liefert der entsprechende SNMP-Agent in einer 100-Mbit/s-Umgebung schlicht Datenmüll.

Damit steht der Systembetreuer vor dem Dilemma, bei High-speed-Netzen die Daten in Fünf-Minuten-Intervallen abrufen und gleichzeitig unnötigen SNMP-Verkehr vermeiden zu müssen, da es wenig sinnvoll ist, die Bandbreite der neuen schnellen Netze für Verwaltungsaufgaben zu opfern. Zudem wäre es eine interessante technische Herausforderung, ein Polling-Gerät zu entwickeln, das hunderte von Netz-Devices innerhalb von fünf Minuten oder im Falle von ATM in kürzerer Zeit analysiert. Letztlich zeigt dies, daß ein einfaches statisches Polling den höheren Bandbreiten nicht mehr gerecht wird.

Als Alternative hierzu bieten einige Hersteller bereits die Möglichkeit an, die Daten statt im Octet-Format im Koctet-Bereich zu erfassen, um so längere Polling-Intervalle zu erreichen. Die größere Zeitdauer wird allerdings mit einer gewissen Datenungenauigkeit erkauft. Eine andere Lösung haben die SNMP-Standardisierungs-Komitees ins Auge gefaßt: Sie wollen den Darstellungsraum der entsprechenden Variabeln auf 64 Bit erhöhen. Dies scheint zwar momentan die eleganteste Lösung zu sein, doch bis zu ihrer Implementierung dürften noch einige Jahre vergehen, wenn die Gremien eine ähnliche Beschlußfreudigkeit wie in der Vergangenheit an den Tag legen.