SOA beim BKA

Schnell reagieren in Krisenfällen

22.09.2008

Middleware verbindet die Systeme

Jetzt verbindet die neue Middleware die BKA-internen Systeme zur Vorgangsbearbeitung, Ermittlungsunterstützung und Auskunftsdienste. So kann beispielsweise ein über das polizeiliche Nachrichtensystem eingehender Hinweis jetzt direkt in die Vorgangsbearbeitung aufgenommen und für den polizeilichen Sachbearbeiter aufbereitet werden. Bei diesem Prozess regelt Fusion die Transformation der Nachrichten auf das BKA-interne Austauschformat, eröffnet einen Vorgang, überprüft im Zuge der Qualitätssicherung die Konsistenz und Plausibilität der Datensätze und bereitet die Daten für den
Sachbearbeiter der Kriminalpolizei vor.

Dabei waren auch technisch anspruchsvolle Aufgaben zu lösen, die über die automatische Kopplung mehrerer Prozessschritte hinausging. So wurde mit der Fusion-Middleware auch eine besonders komplexe Schnittstelle zwischen asynchroner Webtechnologie und synchroner Nachrichtentechnik realisiert. „Neben einer messbar verbesserten Qualität ist die Bearbeitungszeit für den Sachbearbeiter von rund einer Stunde auf ein paar Sekunden zurückgegangen“, freut sich IT-Architekt Memmesheimer. Die Effizienzsteigerung hilft dem BKA beim permanenten Anstieg des nationalen und internationalen Schriftverkehrs polizeilicher Auskünfte. Memmesheimer: „Wir können jetzt trotz manueller Kontrolle in kürzester Zeit einen gesicherten Qualitätsstandard garantieren.“

Das Potenzial der IT-Flexibilisierung stößt allerdings an datenschutzrechtliche Grenzen: Die komplett automatische Verarbeitung von personenbezogenen Daten verbietet sich aus gesetzlichen Gründen. Dass eine externe Anfrage beim BKA eingeht, Informationen aus mehreren Systemen abfragt und dann ohne manuellen Eingriff beantwortet wird, ist technisch machbar, aber aufgrund gesetzlicher Regelungen ausgeschlossen.

Die Anforderungen an die IT steigen

Günther Guzielski CIO bei Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden „ Zwischen unabhängigen Polizeibehörden erfolgte der Informationsaustausch schon immer gemäß dem Prinzip der losen Kopplung, das auch das Grundprinzip von SOA ist.“
Günther Guzielski CIO bei Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden „ Zwischen unabhängigen Polizeibehörden erfolgte der Informationsaustausch schon immer gemäß dem Prinzip der losen Kopplung, das auch das Grundprinzip von SOA ist.“

CIO Guzielski rechnet mit einer weiteren Zunahme der IT-Anforderungen an seine Behörde. Schon jetzt ist das BKA Anlaufstelle für die Polizei und Behörden anderer Länder. Allein als deutsche Interpol- und Europol-Zentralstelle ist das BKA für die Kommunikation mit weltweit rund 5000 Kontaktstellen zuständig, im Rahmen des Schengener Abkommens tauscht es Daten mit etwa 400 Behörden und Polizeistellen aus. Mit der Einführung des neuen Schengener-Informationssystems (SIS II) und des Vertrags von Prüm, der die internationale Zusammenarbeit bei der Verfolgung von Straftaten verbessern soll, rollt eine neue Welle von Daten und IT-Aufgaben heran. CIO Guzielski: „Zwischen unabhängigen Polizeibehörden erfolgte der Informationsaustausch über Fax und Papier schon immer gemäß dem Prinzip der ‚losen Kopplung‘, das auch das Grundprinzip von SOA ist.“ Allerdings mit Austauschzeiten in der Größenordnung von Tagen oder im internationalen Bereich gar Wochen – statt Sekunden. „Hinzu kommt die Möglichkeit, auf Basis der SOA-Standards heterogene Architekturen interoperabel zu verbinden. Auch hier haben die deutschen Polizeibehörden eine lange erfolgreiche Tradition, sodass nur noch der Schritt von proprietären XML-Nachrichten zu standardisierten SOA-Nachrichten gegangen werden muss.“