Schmitz (HP Deutschland): "Wir sind immer noch Wettbewerber von Compaq"

07.10.2001
Nach dem Bekanntwerden der Fusionspläne HP-Compaq gab es vorwiegend kritische Stimmen: Große Überlappung im Produktportfolio, kein erkennbarer Mehrwert beim Servicegeschäft, hohe Risiken durch den immensen Integrationsaufwand, war der Tenor in Fach- und Analystenkreisen. Im Gespräch mit den CW-Redakteuren Alexander Freimark und Gerhard Holzwart nahm Heribert Schmitz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hewlett-Packard GmbH, zu den aktuellen Fragen Stellung.

CW: Der gemeinsame Konzern HP-Compaq wird viele Hardware- und Softwarebereiche mehrfach abdecken. Wo muss Ihrer Meinung nach dringend konsolidiert werden?

Schmitz: In der Computerindustrie wird wegen der kurzen Produkt-Lebenszyklen permanent konsolidiert. Bei einem Merger stehen solche Maßnahmen nur stärker im Mittelpunkt als im regulären Tagesgeschäft. Für die Kunden ist es wichtig, dass sie einen Investitionsschutz für ihre Geräte bekommen. Diesen erhalten sie über Services, die sozusagen eine Art Garantie bilden. Den Wettbewerb ausschließlich über die Hardware führen zu wollen wäre aus meiner Sicht zu einseitig. Die Geschäfte der Zukunft werden durch Dienstleistungen bestimmt.

CW: Trotzdem: Welche Hardwareplattformen werden überleben?

Schmitz: Die Fragen zum Thema Produktstrategie kommen noch zu früh. Alles, was momentan in der Presse diesbezüglich geschrieben wird, ist pure Spekulation, solange der Merger nicht kartellrechtlich genehmigt und von den Aktionären beider Firmen abgesegnet ist. Absprachen zur Produktstrategie würden unsere zukünftige Marktposition jetzt schon zu Lasten der Wettbewerber beeinflussen und sind deshalb kartellrechtlich nicht zulässig.

CW: Dürfen wir das so interpretieren, dass es weder offizielle noch inoffizielle Kontakte zwischen dem HP- und dem Compaq-Management gibt?

Schmitz: Sie können davon ausgehen, dass zumindest auf lokaler Ebene keine Kontakte diesbezüglich existieren. Man sieht sich hin und wieder bei Veranstaltungen, aber offizielle Gespräche finden nicht statt. Ich kenne die Anweisungen aus den USA, die an beide Niederlassungen gesendet wurden. Wir dürfen keine Abmachungen treffen, die dann in Anti-Trust-Problemen enden könnten.

CW: Was ist mit den vielfach beschriebenen Spezialisten, die der Fusion intern den Boden bereiten sollen?

  

Heribert Schmitz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hewlett-Packard GmbH

 

Schmitz: Auf weltweiter Ebene gibt es in der Tat so genannte Integrationsteams, die den Merger vorantreiben, aber alle operationalen Einheiten wie wir sind dabei außen vor. Wir sind immer noch Wettbewerber von Compaq.

CW: Wann rechnen Sie damit, dass besagte Integrationsteams bei Ihnen anklopfen werden? Sollen Ihre Mitarbeiter bis auf den Moment warten, an dem die Merger-Ampel auf Grün springt, und sich dann erst mit den Konsequenzen der Fusion auseinander setzen?

Schmitz: Meiner Meinung nach ist es die beste Strategie, bei seiner Arbeit eine gute Performance hinzulegen. Das nützt den Kunden, nützt dem Geschäft und ist auch die beste Versicherung für den einzelnen Mitarbeiter.

CW: Sind solche Mega-Merger heutzutage in der schnelllebigen IT-Branche überhaupt noch zeitgemäß? Sie verlieren doch viel Zeit, wenn die Entwicklungen in beiden Unternehmen für mindestens ein halbes Jahr parallel weiterlaufen. Haben Sie noch kein Produkt eingestellt?

Schmitz: Es ist nichts gestoppt worden, ganz im Gegenteil. Stellen Sie sich vor, das Kartellamt würde - was ich wirklich nicht glaube - den Zusammenschluss verbieten! Schon aus diesem Grund können wir es uns nicht leisten, eine Produktreihe einzustellen, angekündigte neue Lösungen nicht auf den Markt zu bringen oder laufende Entwicklungen zu stoppen. Wir verfolgen weiter unser Strategie, wir haben unsere Produktplanung, und beides wird ganz klar vorangetrieben. Ich gehe davon aus, dass es bei Compaq auch so ist.

CW: Greifen wir trotzdem noch einmal ein Beispiel heraus. Im Storage-Bereich ist HP Partner von Hitachi Data Systems, Compaq hingegen verkauft Komponenten von IBM. Wie wollen Sie dieses Dilemma lösen?

Schmitz: Für unsere Partnerschaften gilt genau das Gleiche wie für die Produktlinien: Wir setzen unsere Strategie fort. Im Storage-Umfeld haben wir ja auch eigene Lösungen, die seit Jahren im Markt eingeführt sind. Wir unterstützen heterogene Landschaften, und daran wird sich auch nichts ändern. Alles weitere wäre momentan reine Spekulation. Oberste Priorität hat für uns, dass sich unsere Kunden bei ihren Investitionsentscheidungen wie in der Vergangenheit auf HP verlassen können.

CW: Hätte man die von der Fachwelt skeptisch beurteilten Synergieeffekte nicht auch mit einer engen Partnerschaft erzielen können, ohne gleich zu fusionieren? Mindestens ein halbes Jahr bis zur Zustimmung des Kartellamtes und der Aktionäre ist schließlich ein verlorenes halbes Jahr.

Schmitz: Das Thema Geschwindigkeit und Zeitverlust ist zweischneidig zu sehen. Eine volkswirtschaftliche Weisheit besagt, dass in einem explodierenden Markt die Schnellen die Langsamen fressen. Zu einem Zeitpunkt, wo die Konjunktur schwächelt, fressen hingegen die Finanzstarken die Schwachen. Es ist also für HP wichtig, die Führungsposition in allen relevanten Märkten zu sichern und nach Möglichkeit auszubauen.

CW: Das würde im Umkehrschluss bedeuten, dass Sie die DEC-Übernahme durch Compaq 1998 in einem seinerzeit boomenden Marktumfeld für einen Fehler halten?

Schmitz: Das möchte ich nicht kommentieren.

CW: Wird die Fusion mit Compaq funktionieren?

Schmitz: Davon gehe ich aus. Wenn, dann ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt für einen Merger. Natürlich wissen wir auch, dass die Statistik nicht für die "Super-Merger" spricht. Wir glauben jedoch, dass wir so aufgestellt sind - und da hilft uns sicher auch unsere Unternehmenskultur -, dass wir Firmen gut integrieren können.

Den kompletten Beitrag "Wir sind immer noch Wettbewerber von Compaq" lesen Sie in der COMPUTERWOCHE 41/2001.