Staatsanwaltschaft Augsburg

Schmiergeld-Anklage gegen entlassenen Media-Markt-Chef

14.03.2012
Die Augsburger Staatsanwaltschaft hat den langjährigen Media-Markt-Deutschlandchef Michael R. wegen Bestechlichkeit angeklagt.

Zusammen mit einem Regionalmanager der Elektrohandelskette soll er fünf Millionen Euro Schmiergeld kassiert haben. Dafür hätten sie Firmen Aufträge über 65 Millionen Euro zugeschanzt, obwohl deren Konkurrenz bessere Angebote vorgelegt habe, teilte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit.

Gegen insgesamt neun Beschuldigte wurde jetzt Anklage wegen "gewerbsmäßiger und bandenmäßiger Bestechung beziehungsweise Bestechlichkeit" erhoben. Schon 2005 hätten die beiden Media-Markt-Manager mit dem Inhaber einer Vermarktungsagentur in Wetzlar "die fortlaufende Zahlung von Schmiergeld verabredet", teilte die Staatsanwaltschaft mit. Die Vermarktungsagentur habe dafür bis 2010 ihre Kundenberater zum Verkauf von DSL-Internetanschlüssen in die Media-Märkte schicken dürfen. "In Kenntnis günstigerer und qualitativ besserer Konkurrenzangebote" hätten die beiden Manager den Auftrag über fast 50 Millionen Euro für die Wetzlarer Firma durchgesetzt. Als diese 2010 Pleite ging, hätten sie ihr "Geschäftsmodell" mit zwei eigens zu diesem Zweck gegründeten Hamburger Firmen bis 2011 fortgesetzt.

Die Sache war 2011 nach einem anonymen Hinweis an die zur Metro AG gehörende Media-Saturn-Gruppe aufgeflogen. Das Unternehmen hatte die Staatsanwaltschaft eingeschaltet und die beiden Manager entlassen. Alle neun Angeschuldigten sitzen in Untersuchungshaft, einige haben Geständnisse abgelegt.

Der 53-jährige Regionalmanager und der 53-jährige Firmeninhaber aus Wetzlar hätten "umfangreiche Aussagen gemacht und die Vorwürfe im Wesentlichen eingeräumt", sagte Oberstaatsanwalt Matthias Nickolai. Die beiden sollen den Deal eingefädelt und den Media-Markt-Deutschlandchef dann zur Rückendeckung mit eingebunden haben. Die Ehefrau des am Ammersee lebenden Regionalmanagers, die Scheinrechnungen zur Verschleierung der Schmiergeldzahlungen ausgestellt habe, der Buchhalter der Wetzlarer Firma und andere mutmaßliche Helfer sollen sich mit ihnen vor dem Landgericht Augsburg verantworten. Ein Prozesstermin steht aber noch nicht fest.

Die Justiz ist dabei, Vermögen in der Größenordnung von drei Millionen Euro zwecks Abschöpfung sicherzustellen, wie Nickolai erklärte. Ein Sprecher der Media-Saturn-Gruppe sagte: "Wir werden Schadenersatzansprüche prüfen, wenn sie verurteilt worden sind.". Das Unternehmen habe seine internen Kontrollen inzwischen verschärft. (dpa/tc)