Bull CP8 landet auch gleich im Einkaufskorb

Schlumberger übernimmt Sema

16.02.2001
MÜNCHEN (CW) - Der US-amerikanische Ölfeldausstatter Schlumberger kauft über seine Tochter Schlumberger Investments den britisch-französischen IT-Dienstleister Sema. Außerdem übernimmt der Konzern die Smartcard-Sparte von Bull.

Das an der Nasdaq sowie den Börsen London und Paris gelistete Unternehmen hatte sich Anfang letzten Jahres mit der Akquisition der US-Firma LHS übernommen und wurde seit November als Übernahmekandidat gehandelt.

Umgerechnet 5,3 Milliarden Dollar will Schlumberger für Sema zahlen. Wie aus einer gemeinsamen Erklärung der Unternehmen hervorgeht, liegt der Preis damit rund 18 Prozent über der Marktkapitalisierung von Sema Anfang Februar. Pierre Bonelli, CEO der britisch-französischen Firmengruppe, zeigte sich zufrieden mit dem Abschluss der Verhandlungen. "Schlumberger wird es Sema ermöglichen, weiterzuwachsen", so der Unternehmenslenker, der erst vor kurzem seinen Wechsel in den Aufsichtsrat bekannt gegeben hatte.

Unter Bonellis Federführung hatte Sema im vergangenen Jahr den deutsch-amerikanischen Billing-Spezialisten LHS für 4,7 Milliarden Dollar übernommen. Nicht nur, dass der Kauf als zu teuer galt, es gelang den Franzosen auch nicht, das Unternehmen in der vorgesehenen Zeit zu integrieren. Im November musste Sema außerdem einräumen, dass "die Performance von LHS im dritten Quartal" deutlich schwächer ausfiel als erwartet. Das Unternehmen stufte seine Gewinnerwartungen von 205 auf 160 Millionen Euro herunter, Mitte Januar schrumpfte die Prognose ein weiteres Mal auf einen Profit von 142 bis 150 Millionen Euro bei einem Umsatz von 2,4 Milliarden Euro. Zugleich wurde bekannt, dass mehrere Sema-Manager illegal Aktien von LHS verkauft hatten. Der Wertpapierkurs von Sema brach daraufhin um 45 Prozent ein - und machte aus dem IT-Spezialisten, der mit weltweit rund 20000 Mitarbeitern operiert, einen Übernahmekandidaten.

Der Industriekonzern Schlumberger erhofft sich von der Übernahme vor allem eine Erweiterung seiner IT-Kompetenzen in den Bereichen Consulting und Systemintegration. Mit den Fachkräften von Sema und LHS wird der Konzern rund 30000 IT-Experten beschäftigen. "Für ein Unternehmen wie uns genügt es nicht, ein Com an den Namen zu hängen, um ein Technologieunternehmen zu werden", sagte Schlumberger-Chef Euan Baird nach Bekanntgabe des Deals. Die Firma macht ihren Hauptumsatz mit Dienstleistungen für die Ölbranche. Insgesamt erwirtschaftete das Unternehmen, das mit über 55000 Mitarbeitern in 85 Ländern tätig ist, im Geschäftsjahr 2000 einen Umsatz von 9,61 Milliarden Dollar. Schlumbergers Unternehmensgruppe Test & Transactions, die unter anderem Testsysteme für die Halbleiterproduktion entwickelt, gilt als einer der größten Smartcard-Hersteller. Auch zum Ausbau dieses Geschäftsfeldes nutzt das Unternehmen die Gunst der Stunde und kauft für 350 Millionen Euro den unter CP8 firmierenden Smartcard-Bereich der Groupe Bull.