Nachfrage und Preise sinken - Marktpotential Überschätzt:

Schlechte Zeiten für PC-Software

10.05.1985

MÜNCHEN (CW) - Die Hinweise auf eine bevorstehende Rezession in der bislang noch prosperierenden PC-Softwarebranche mehren sich.

Die Perspektiven der Anbieter seien, so Referenten auf der diesjährigen Softcon in Atlanta, alles andere als rosig. Getroffen wird von dieser Entwicklung nicht nur die Industrie sondern insbesondere auch der Handel.

Nachdem sich das Verhältnis zwischen den Auftragseingängen und Umsätzen seit dem Herbst 1984 verschlechtert habe, werde es unter Distributoren und Einzelhändlern "ein Blutbad geben", erklärte der IDC-Mikrospezialist Will Zachmann. Bei den Softwarepreisen seien dramatische Abschläge zu erwarten. Es gebe keine Softwarekategorie, die von diesem Preisverfall nicht betroffen sein werde, nachdem Unternehmen wie Borland International gezeigt hätten, daß mit Software im unteren Preisbereich gute Geschäfte zu machen seien. Die Preise für professionelle PC-Software würden bis zum Herbst auf durchschnittlich weniger als 200 Dollar fallen.

Noch bedrohlicher nehmen sich die Perspektiven im Consumerbereich aus. So meinte Bruce Davis, der für das Softwarehaus Imagic arbeitet, am Markt für HomecomputerSoftware sei wegen der hohen Entwicklungs- und Vermarktungskosten nur für zwei Unternehmen von Bedeutung Platz. Im Gegensatz zu gängigen Schätzungen veranschlagte er das Marktvolumen in den USA für 1985 auf lediglich 55 Millionen Dollar. Ein Anbieter müsse jedoch wenigstens 24 Millionen Dollar umsetzen, um im Geschäft zu bleiben.