Servicecheck via Internet

Schlaue Geräte der nächsten Generation nutzen Web-Technologien

18.04.1997

Das passiert, wenn der Toner eines Kopierers im Unternehmen zur Neige geht? Sämtliche Mitarbeiter versuchen, die Warnung so lange wie nur möglich zu ignorieren. Macht das Gerät dann endgültig keine Kopien mehr, wird ein Servicetechniker angerufen, dem lediglich gesagt wird, der Kopierer sei kaputt, er solle doch nach dem Rechten sehen.

Nach den Vorstellungen von Spyglass soll sich dies schon bald ändern: Kopierer, aber auch andere Büromaschinen, Verkaufsautomaten oder sogar Autos werden dann "web-enabled", also mit Internet-Technologie ausgerüstet. Eine Verkaufsmaschine beispielsweise würde in diesem Szenario mit einem Web-Server im Kleinformat ausgestattet, der speziell für das in solchen Maschinen auf einer Platine vorhandene eingebettete Betriebssystem entwickelt wurde.

Dieser Miniatur-Web-Server wäre dann beispielsweise in der Lage, selbständig eine Nachricht an den zuständigen Auffülldienst zu schicken, wenn bestimmte Waren zur Neige gehen. So brauchen die Wartungsbeauftragten nicht immer mit einem kompletten Sortiment zur Bestückung zu fahren, sondern nehmen nur die Waren mit, die die Maschine angefordert hat.

Bedienung über spezielle Browser

Andererseits wäre es ebenso möglich, mit einem normalen Browser von einem vernetzten PC aus auf ein derart Web-fähiges Gerät zuzugreifen, um Ferndiagnosen zu stellen, Warenbestände oder Statusinformationen abzufragen. Auch die Bedienung der Geräte über speziell auf den jeweiligen Maschinentyp entwickelte Web-Browser ist durchaus denkbar.

Möglich werden diese Visionen durch enorm kompakte Web-Technologie-Komponenten, die speziell für eingebettete Systeme entwickelt werden. Der "Micro-Server" von Spyglass beispielsweise braucht auf einer Intel-Architektur nur 60 KB Speicher, wobei die Software dann über eine vollwertige HTTP-Engine verfügt und unter anderem mehrere gleichzeitige Verbindungen und Fehleraufzeichnung unterstützt. Der Browser "Device Mosaic 1.0" von Spyglass kommt mit 675 KB Speicher aus (gemessen auf einem Sparc-System) und bietet dabei alle Funktionen, die beispielsweise auch der "Navigator" von Net- scape oder Microsofts "Internet Explorer" vorweisen.

Tor zum Internet für Fernseher

Device Mosaic kann auch beim Bau von Set-top-Boxen zum Einsatz kommen, die herkömmlichen Fernsehgeräten die Internet-Welt öffnen sollen. So hat der US-amerikanische Hersteller National Semiconductor (NS) mit "Odin" auf der US-Messe NAB (National Association of Broadcasters) in Las Vegas eine Lösung mit integriertem Device Mosaic vorgestellt. Das auf einem speziellen, von NS entwickelten 486-Chip basierende Produkt benutzt ein Echtzeit-Betriebssystem des Herstellers QNX. Odin soll als Netzcomputer, aber auch als Set-top-Box zu benutzen sein und nach Angaben von NS in der Herstellung weniger als 200 Dollar kosten.