Intranet-Zwischenbilanz/Kommentar

Schlagwort-kompatibel sind nur Hersteller

04.07.1997

Wenn es denn wenigstens wohl bekäme: Die häufigste erste Intranet-Anwendung in deutschen Unternehmen ist, wenn der Eindruck aus Presseberichten und Konferenzplaudereien zutreffen sollte, der Speiseplan der Betriebskantine! Hoffen wir, daß darin nicht ein heimlicher Protest zum Ausdruck kommt: "Solange der Küchenchef derart kleine Erdäpfel auftischt, schreiben wir DV-Experten noch kleinere Applets. Wollen wir doch mal sehen, wer hier der Dumme ist!"

Das soll keine Aufforderung sein, Applets von microsoftiger Monströsität zu programmieren. Die Menü-Anwendung ist ein Hinweis darauf, daß die Realisierung von Intranets gerade beginnt. Viele Anwender erproben die Verwendbarkeit von Internet-Technik und den Nutzen der Applets in Bereichen, wo sie im Falle des Scheitern nicht weh tun.

Auch wenn die Grundidee der Intranets überzeugend klingt, sind die Anwender skeptisch gegenüber allen Versprechungen der Hersteller. Zuviele superlative Lösungen haben sie angepriesen. Jetzt könnten die Anbieter noch so trommeln, gar den Internet-fähigen Ganzkörper-Scanner auf den Markt werfen, die potentiellen Käufer hielten sich zurück.

Kürzlich pries ein Hersteller seine neuen Produkte vor versammelter Kundschaft allzu flott als Internet-fähig. Ein Anwender sprengte die Präsentation mit einer einzigen Frage: Ob der Hersteller diese Features eingebaut habe, um unbedingt auch Schlagwort-kompatibel zu sein?

Man kann wichtige Entwicklungen auch kaputtreden. Zur Skepsis der Anwender kommt ihre Belastung mit Dingen, die heißer auf den Nägeln brennen als die "Verinternetisierung" ihrer DV-Landschaften. Sie haben ein schwer zu verdauendes Problem, eins mit zwei Nullen. Vielleicht sind sie ja deswegen auf die Speisekarte gekommen.