Schily plant Virenalarmzentrale

23.08.2005
Das Bundesinnenministerium richtet für kleine Unternehmen und Privatleute eine Anlaufstelle zum Thema IT-Sicherheit ein.

Die wachsende Bedrohung der IT-Systeme durch Virenattacken und Würmer hat die Bundesregierung aufgeschreckt. Bundesinnenminister Otto Schily kündigte nun einen "Nationalen Plan zum Schutz der Informationsinfrastrukturen" (NPSI) an: "Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft sind auf ausfallsichere Informationstechnik angewiesen. Besonders im Hinblick auf die deutliche Verschärfung der Gefährdungssituation aller IT-Infrastrukturen ist Informationssicherheit eine nationale Aufgabe."

Hilfe für Privatpersonen

Unterstützt wird das Bundesministerium vom ihm unterstellten Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Gemeinsam wollen die Behörden IT-Sicherheitsstandards erarbeiten und umsetzen. Um IT-Gefahren frühzeitig entgegenzuwirken, wird im BSI ein Krisenreaktionszentrum eingerichtet. Es hat die Aufgabe, Angriffe zu verhindern, auf Attacken schnell zu reagieren und ein stärkeres Bewusstsein für Sicherheit zu schaffen.

Doch offenbar hat Schily nicht nur die IT-Sicherheit der öffentlichen Verwaltung im Auge. Einem Bericht der "Financial Times Deutschland" zufolge plant der Innenminister eine Virenalarmzentrale für kleine Unternehmen und Privatpersonen. Das Computer Response Emergency Team (Cert) soll helfen, vor Viren, Würmern und Attacken aus dem Internet zu schützen. Die Experten werden demnach die Gefahrenlage ständig beobachten und gegebenenfalls Alarm schlagen. Mit leicht verständlichen Meldungen wollen sie helfen, Sicherheitslücken zu schließen.

Bitkom will Frühwarnsystem

Die Initiatoren rechnen bis Ende 2006 mit rund 300000 Nutzern, langfristig soll ihre Zahl auf 1,5 Millionen steigen. Allerdings besteht seit dem Jahr 2003 mit dem Mcert ein ähnliches Angebot für mittelständische Unternehmen, die dessen Dienste jedoch kaum nutzen.

Beim Aufbau des Frühwarnsystems vertraut Schily auf das Know-how deutscher IT-Dienstleister und Sicherheitsanbieter. Auch der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) hat sich ins Spiel gebracht und verhandelt mit dem Bundesinnenministerium über ein Konzept für ein nationales Frühwarnsystem für Unternehmen und Behörden. Dazu hat der Bitkom ein Positionspapier erarbeitet, das die bestehende IT-Sicherheitslandschaft der öffentlichen Hand und hiesigen Privatwirtschaft aufgreift und erweitert. Als Zielgruppe nennt der Bitkom die vorhandenen Sicherheitsteams in größeren Organisationen sowie die IT-Sicherheitsexperten in den Unternehmen und Behörden.

Hauptaufgabe und langfristiges Ziel ist, jederzeit ein Bild über die aktuelle Bedrohungslage in der IT- und TK-Infrastruktur zu gewinnen. Das Frühwarnsystem soll schnell über neue Gefahren informieren, aber auch Strategien entwickeln, wie sich Angriffe und Schädlinge abwehren lassen. Dazu plädiert der Verband für eine umfassende Kooperation von Sicherheits- und Strafverfolgungsbehörden, IT- und TK-Herstellern, IT-Dienstleistern, Cert-Verbünden und wissenschaftlichen Einrichtungen. (jha)