Scheinfirma mit eigenem Computer

09.01.1976

SCHÖMBERG - In Kursen von in der Regel 18 Monaten Dauer werden im Berufsförderungswerk Schömberg im Schwarzwald Menschen, die ihre bisherige Tätigkeit wegen körperlicher Behinderung nicht mehr ausüben können, in verschiedene andere Berufe wie Werkzeugmacher, Nachrichtengeräte-Mechaniker, Güteprüfer, Teilkonstrukteur Hochbau und Industriekaufleute umgeschult. Damit die Ausbildung zum Industriekaufmann möglichst praxisnah vor sich geht, gründete man in Schömberg eine Übungsfirma, die "Schwarzwälder Pappen- und Papierfabrik". Das Besondere an dieser Übungsfirma: Sie besitzt einen eigenen Computer, ein IBM System /3 Modell 6.

Das Berufsförderungswerk Schömberg widmet sich seit dem Jahre 1965 der beruflichen Rehabilitation. Rund 600 Rehabilitanden werden alle 18 Monate umgeschult und von der Industrie- und Handelskammer geprüft. Rund die Hälfte der Umschüler ergreift dabei kaufmännische Berufe, die andere Hälfte läßt sich in elektronischen und feinwerktechnischen Berufen ausbilden. Für die kaufmännische Ausbildung setzt das Berufsförderungswerk Schömberg seit Juli 1973 ein IBM System /3 Modell 6 ein. Dieser Computer steht in der oben erwähnten Übungsfirma.

Echte Firma übernahm Patenschaft

Im Rahmen eines vierwöchigen Blockunterrichts in der Übungsfirma muß jeder Teilnehmer eines Kurses sich mit diesem Instrument der Unternehmensorganisation und -führung beschäftigen. Eine echte Schwarzwälder Firma hat die Patenschaft über das Schömberger Übungs-Unternehmen übernommen und liefert reale Daten. Damit soll erreicht werden, daß die Übungsfirma nicht mit utopischen Phantasiezahlen arbeitet, sondern sich an der Wirklichkeit orientiert.

Die Fakturierung, die Lohn- und Gehaltsabrechnung, die Finanzbuchhaltung sind Arbeitsgebiete, die bei der Schwarzwälder Pappen- und Papierfabrik mit dem Computer erledigt werden. In naher Zukunft soll auch noch die Lagerverwaltung hinzukommen. Darüber hinaus wird der Computer, natürlich auch für andere Belange des Berufsförderungswerks eingesetzt. Ein besonders interessantes und wichtiges Gebiet ist dabei die Klausurenauswertung und die Zeugnisschreibung. Für die Schulverwaltung liefert der Rechner außerdem eine ganze Anzahl von Statistiken, die zum Teil zur Abrechnung mit den Rehabilitationsträgern benötigt werden.

30 Programme eingesetzt

Dennoch wurde der Computer nicht für die Verwaltung des Berufförderungswerkes angeschafft, sondern ist integraler Bestandteil der Ausbildung zum Industriekaufmann und, wird nur nebenher für die Verwaltung "mißbraucht". Da der "Kollege Computer" stets zur Zufriedenheit aller arbeitete, wuchs die Zahl der Programme laufend; 30 werden zur Zeit eingesetzt. Die Hauptspeichergröße von 16 KB Zeichen reicht deshalb kaum noch aus, so daß sie im Dezember 1975 auf die Kapazität von 32 KB-Zeichen ausgebaut wurde. In nächster Zukunft soll ein Belegleser angeschlossen werden. (pi)