Konkurrenzkampf

Scheidungskinder der GUUG zanken sich ums Ausstellererbe

09.08.1996

Die Hauptthemen der Software Devcon, die vom 16. bis 19. September in Wiesbaden stattfindet, ranken sich um den Einsatz von Objekttechnologie und um die Programmiersprache Java. Allerdings fehlt der Ausstellung der Java-Hersteller Sun. Der zieht als GUUG-Mitglied die vom 2. bis zum 5. September stattfindende Leipziger Tagungsmesse vor. Hier legt die Konferenz den Fokus auf neue Netztechnologien, das Data-Warehouse sowie auf Aspekte im Firewall-Design.

Die GUUG, die in dem Wissenschaftsverlag Springer einen neuen Veranstaltungspartner gefunden hat, versucht dabei den Spagat zwischen Wissenschaft und Kommerz. Mehr als in den vergangenen Jahren sollen sowohl universitäre Elemente einfließen als auch produkt- und herstellerorientierte Präsentationen stattfinden. Die inhaltliche Betonung liegt, so will es die GUUG, auf Anwendungsorientierung, Praxis und Lösungen. Inoffizielles Thema ist das Verhältnis von Unix und Windows NT.

Dicke Einbußen beim Messeteil

Beim Messeteil der Veranstaltung muß die GUUG herbe Rückschläge einstecken. Zwar sind treue Mitglieder wie Oracle, Sun, Digital Equipment, Bull, SNI und Informix dem Ruf nach Leipzig, ins "modernste europäische Messegelände" gefolgt, trotzdem kommen mehr als die Hälfte der Aussteller, die noch im Vorjahr die Wiesbadener Veranstaltung zur größten Unix-Messe machten, in diesem Jahr nicht. "Wir müssen die Veranstaltung neu etablieren", resümiert Gert Haas, Marketing-Leiter bei der Sun Microsystems GmbH.

Doch auch die Rechnung von Network geht nicht auf. Die Aussteller stehen nicht zum Hagenburger Organisator der ehemals größten Unix-Messe Offene Systeme. Außerdem erinnern sie sich noch zu gut an das Fiasko der Software Devcon im vergangenen Jahr, die nahezu unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattfand. Wie Lore Rösch, Marketing-Leiterin von Rösch Consulting, bekennen viele der ausbleibenden Hersteller, man habe das Kapitel Software Devcon "ad acta gelegt". So fehlten dieses Jahr große Namen wie Informix, Oracle, Hewlett-Packard und SNI.

Außer Microsoft, das wie immer ganz eigene Interessen verfolgt, versagen auch Firmen wie Precision Software oder Georg Heeg beiden Veranstaltungen ihre Teilnahme. Robert Belting, Marketing-Leiter bei IQ-Products, bringt es auf den Punkt: "Die Devcon hat sich nicht gelohnt, und auf die GUUG sind wir sauer wegen des öffentlich geführten Streits mit Network."

Doch gibt es neben denen, die beide Veranstaltungen erst einmal abwarten wollen, auch eine Minderheit, die beide frequentiert. Zu ihr zählt Geschäftsführer Hermann Bense mit seiner Nexus GmbH: "Das Konferenzprogramm sieht anständig aus. Das läßt doch noch auf den Erfolg der Tagungsmessen hoffen."