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Scheidender Technologie-Vordenker rät Microsoft zu Open Source

20.02.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Microsoft müsse sich die Prinzipien der Open-Source-Gemeinde zu eigen machen, um in Zukunft nicht ins Hintertreffen zu geraten, schrieb der ehemalige Technologie-Vordenker des Unternehmens, David Stutz, in einem offenen Brief. Stutz verließ Microsoft Anfang Februar. Er war unter anderem Architekt der Entwicklungsumgebung Visual Basic und rief das "Shared-Source"-Programm ins Leben. Im Rahmen von Shared-Source-Lizenzen können Unternehmen und Behörden Einblick in die Windows-Quellen nehmen, dürfen diese jedoch nicht verändern.

Microsoft produziere zwar sehr gute Desktop-Software, habe aber erhebliche Defizite im Netzwerk-Computing, so der Technik-Guru. In der Vernetzung liege jedoch die Zukunft, auf die verschiedene Open-Source-Projekte mit ihren Entwicklungen bereits bestens vorbereitet seien. Microsofts Inaktivität in bezug auf Netztechnologien sei verständlich, da das Unternehmen mit der Fokussierung auf den PC als Stand-Alone-Gerät groß geworden sei. Beschränke man sich jedoch auf die Rolle als Produzent kostengünstiger Massensoftware wie zum Beispiel Office, lasse man sich weniger von Visionen als von Buchhaltern leiten.

Es sei nicht ungewöhnlich für scheidende Mitarbeiter, offene Briefe zu schreiben, so Microsoft in einem Statement. Man teile in mancher Hinsicht die Einschätzungen von Stutz, bahnbrechende Innovationen kämen jedoch meistens von kommerziell ausgerichteten Unternehmen und nicht aus der Open-Source-Community. Außerdem würden die kommenden Produkte Windows Server 2003 und Office 11 bereits mit mehr Netz-Funktionen ausgestattet als die Vorgänger. (lex)