Scheer: Wir hätten ein zweites i2 werden können

14.03.2002
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Wenn es um die Verbindung der logistischen und der produktionsnahen Prozesse geht, hat August-Wilhelm Scheer ein Wort mitzureden - als Professor an der Universität des Saarlands und als Aufsichtsratsvorsitzender der von ihm gegründeten IDS Scheer AG, Saarbrücken. Mit dem Hochschullehrer und Unternehmer sprach CW-Redakteurin Karin Quack.

CW: In den 80er Jahren waren Sie jemand, der die Idee des Computer-integrated Manufacturing entwickelte und vorantrieb. Mittlerweile redet niemand mehr von CIM. Heute ist Supply-Chain-Management ein heißes Thema, aber auch hier sind installierte Systeme mit der Lupe zu suchen. Skeptiker befürchten deshalb, dem SCM könne ein ähnliches Schicksal beschieden sein wie dem CIM.

August-Wilhelm Scheer: "Der Begriff CIM ist heute eher negativ besetzt."

Scheer: Ich habe damals das erste deutschsprachige Buch über CIM geschrieben und stehe immer noch zu 80 Prozent der Inhalte. Der Begriff CIM ist heute eher negativ besetzt, aber die Idee, eine Verbindung zwischen Logistik und Engineering zu schaffen, wird - wenn auch unter anderem Namen - weitergesponnen. Product-Lifecycle-Management und Engineering-Database bezeichnen Teilkomponenten dessen, was wir damals mit CIM verfolgt haben. Nur den großen Wurf haben die Unternehmen nicht hinbekommen - zumal Anfang der 80er Jahre die Technologie noch nicht so weit war.

CW: Ist Supply-Chain-Management der legitime Nachfolger von CIM?