Dell produziert zu schnell für die Standardsoftware aus Walldorf

Schachmatt: Glovia schlägt R/3

09.10.1998

Ob die Siemens-Nixdorf Informationssysteme AG, die Tulip NV, Vobis Microcomputer AG oder die Peacock Systems GmbH - all diese PC-Hersteller machten laut Hoffmann mit R/3 dieselbe Erfahrung: "Sobald man auch nur eine kleine Veränderung am eigenen Produkt vornimmt, muß in der SAP-Software der gesamte Artikel- und Materialcode geändert werden", behauptet der Fujitsu-Mann. Das aber gehe nur für eine Produktion an, die über einen vergleichsweise langen Zeitraum dasselbe Erzeugnis fertige, wie die Automobilbranche, nicht jedoch in der PC-Industrie. Anstelle von R/3 empfiehlt Hoffmann "Glovia" der Glovia International LLC.

Die Firma mit Sitz in Los Angeles wurde im Juni 1997 als Joint-venture von Fujitsu und der britischen McDonnell Information Systems (MDIS) gegründet. Die Fujitsu Ltd., die etwa 29 Millionen Dollar in das Unternehmen investierte, hatte bereits Erfahrungen mit der MDIS Software "Chess" - als Co-Entwickler und Distributor der Enterprise-Re- source-Planning-Lösung.

So setzt Fujitsu die Software bereits seit 1996 in Bangkok für die Materialplanung, die Entwicklung, die Bestandsführung und Inventur ein. Inzwischen benutzen auch ihre Fabrikationsstätten auf den Philippinen, in China und Vietnam das Produkt.

Nun entschied sich Dell für Glovia und damit gegen die Konkurrenzprodukte von SAP, Baan und Oracle. Der Entscheidung vorausgegangen sind nach Aussagen von Terry Kelley, Dells Chief Information Officer for Manufacturing, Benchmarking-Tests und ein viermonatiges Pilotprojekt.

Außerdem kann Dell auf einige Jahre Erfahrungen mit R/3 verweisen. Vor drei Jahren kaufte der Hersteller, der PCs in Rekordzeit ausliefert, die ersten Lizenzen des Pakets. Doch bereits 1996 entschied der Desktop-Spezialist, R/3 lediglich im Bereich Personalverwaltung einzusetzen. Außerdem entwickelt Dell seit vergangenem Jahr die Internet-Architektur "G2", die es ermöglichen soll, die internen Applikationen des Unternehmens via Message-Broker zu verbinden.

Glovia soll ab 1999 die Materialverwaltung in den Dell-Fabriken in Austin, Texas, unterstützen, später auch in malaysischen und irischen Fabriken. Zur Organisation der Lieferketten setzt Dell im übrigen Software von der i2 Technology Inc. ein und für das Online-Bestellwesen Oracle-Technik.