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Schach Matt für Garry Kasparovs Online-Firma

17.01.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der ehemalige Schachweltmeister Garry Kasparov hat Ärger mit seinem Unternehmen Kasparov Chess Online Inc. (KCO), berichtet das ‚Wall Street Journal‘ in seiner jüngsten Ausgabe. Nachdem ihm vor rund einem halben Jahr das Geld ausgegangen war, begann der Schachprofi, die Web-Seite, auf der Schachtipps, Online-Partien und andere Produkte rund um das Spiel der Könige angeboten wurden, allmählich herunterzufahren. Es sei seine Absicht gewesen, die Firma letztendlich mit dem Einverständnis der Aktionäre zu liquidieren. Das Geschäftsmodell habe nicht funktioniert, kommentierte der Großmeister lapidar seine Pläne. Damit waren jedoch die Verantwortlichen der First International Bank of Israel keineswegs einverstanden. Die Banker hatten KCO etwa 1,5 Millionen Dollar geliehen und fürchten um die Rückzahlung des Kredits.

Mit dem Verdacht, KCO werde nicht in der Lage sein, die Schulden zu begleichen, reichten die Israelis Klage bei einem Gericht in Delaware ein, dem Sitz von KCO. Joseph Naylor, der Anwalt der Bank, argumentiert, sein Klient habe das Recht, alle noch vorhandenen Besitztümer des Unternehmens zu verkaufen - inklusive dem Recht auf Kasparovs Namen. Dies bestreiten die Anwälte der Gegenseite vehement. Es habe nie eine Lizenzvereinbarung zwischen Kasparov und KCO gegeben. Der Versuch, Kontrolle über seinen Namen zu erhalten, sei absolut lächerlich, erklärt Kasparov.

Der Gerichtsstreit kommt für den Schachgroßmeister zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Am 26. Januar startet die Revanchepartie gegen den Schachcomputer Deep Junior. Nachdem Kasparov die erste Partie gegen das Vorgängermodell Deep Blue im Jahr 1997 verloren hat, will der vorerst gescheiterte Schachunternehmer die zweite Partie unbedingt gewinnen. Die Sponsoren zahlen Kasparov 500 000 Dollar für sein Antreten, weitere 300 000 Dollar gibt es, wenn er gewinnt. Pikanterweise hat Shay Bushinsky, einer der Entwickler von Deep junior früher bei KCO gearbeitet, bis ihn Kasparov im Zuge der geplanten Firmenliquidierung vor die Tür setzte. Rachegelüste verspüre er jedoch nicht, versichert der Entwickler. Mit Kasparov und Deep Junior stünden sich die beiden besten Repräsentanten ihrer jeweiligen Spezies gegenüber. Es werde bestimmt ein sehr aufregendes Match. (ba)