Infrastrukturen

Scale-up oder Scale-out?

24.04.2007
Von 
Jan Schulze ist freier Autor in Erding bei München.

Vor allem bei der Virtualisierung von Servern sind Mainframes anderen Plattformen seit jeher deutlich voraus, da hier die Aufteilung der physikalischen Hardware in Partitionen und der für die Ressourcenzuteilung zuständige Hypervisor ausgereifter und tiefer in das Betriebssystem integriert sind. Die auf Sparc-64-Prozessoren aufbauenden Mainframes der SX-Reihe von FSC können zudem auch native Unix-Partitionen mit Solaris beherbergen. Die Ressourcen der physikalischen Maschine werden dabei vom Hypervisor dynamisch nach Workload den einzelnen logischen Instanzen zugeordnet. Auch die einzelnen Betriebssystem-Instanzen selbst können ihrerseits zahlreiche virtuelle Server hosten.

So lassen sich zwei wichtige Punkte der Konsolidierung erreichen: Zum einen werden durch die dynamische Ressourcenverteilung die vorhandenen Hardwarekapazitäten besser ausgelastet, zum anderen können durch die native Unix-Unterstützung viele Workloads auf den Mainframe kommen, die sonst auf dedizierten Servern abgearbeitet werden. Damit kann die Zahl der Server im Rechenzentrum deutlich reduziert werden. Vor allem in Unternehmen, die Host-basierende Legacy-Anwendungen im Einsatz haben, sind moderne Mainframes eine interessante Konsolidierungsplattform. Durch die Binärkompatibilität können die alten Applikationen ohne Codeanpassungen weiterbetrieben werden, neue Workloads lassen sich über die integrierten Virtualisierungstechnologien auf den großen Eisen dynamisch realisieren.

Um die IT wirklich von ihrer übermäßigen Komplexität zu befreien, reicht es jedoch nicht, die Hardware weitgehend zu standardisieren und verstärkt zentral zu betreiben. Ebenso muss sich die Administration in weiten Teilen automatisieren lassen. Das Schlagwort dazu ist die Industrialisierung der IT: Als relativ junger Industriezweig besitzt die IT noch nicht die Reife, wie sie zum Beispiel im Automobilbau zu finden ist. Die Durchdringung mit manuellen Arbeitsabläufen ist noch immer sehr hoch, die Komplexität wird durch das Know-how der Mitarbeiter kompensiert.

Auch hier ist der Mainframe bedingt durch seine Herkunft aus großen, unternehmenskritischen Infrastrukturen der x86-Welt überlegen: "Der Mainframe ist in vielen Szenarien deutlich einfacher zu administrieren, etwa bei der Provisionierung vieler Anwendungen oder bei der Abschottung der Instanzen voneinander", berichtet Strotmann. Auch bei der Ausfallsicherheit kommt bei Mainframes ein Höchstmaß an Automatisierung zum Tragen: "Jede Maschine verfügt zum Beispiel über einen Hot-Spare-Prozessor, der automatisch für eine defekte CPU einspringt." Unter dem Strich kommt laut Strotmann ein Mainframe-Anwender mit deutlich weniger Personal aus als mit einer vergleichbaren x86-Installation. Allerdings sieht Strotmann in der Konsolidierungsplattform Mainframe kein Allheilmittel: "BS2000-Server bieten sich da an, wo bereits entsprechende Anwendungen eingesetzt oder wo sehr hohe Verfügbarkeits- und Sicherheitsanforderungen gestellt werden." (ajf)