Infrastrukturen

Scale-up oder Scale-out?

24.04.2007
Von 
Jan Schulze ist freier Autor in Erding bei München.

Allerdings hat die Standardisierung auf preiswerte Commodity-Hardware auch einige Nachteile. Zum einen ist der Energiebedarf in großen Infrastrukturen nicht unerheblich. Bereits heute warnen Marktforscher wie Gartner oder Forrester Research davor, dass die wachsenden Anforderungen die Rechenzentren in Sachen Energie und Kühlung an die Grenzen führen könnten. Zum anderen benötigt die Vielzahl an Servern auch bei einer großen Packungsdichte noch recht viel Platz im Data Center. Eine weitere Schwierigkeit ergibt sich aus der logisch verteilten Architektur: Alle Server sind im Prinzip eigenständige Maschinen. Diese müssen entweder durch Clustering oder ähnliche Techniken zu logischen Servern gebündelt werden, um die Rechenleistung für unternehmenskritische Workloads bereitzustellen.

Hochverfügbarkeit, Skalierbarkeit und Sicherheit sind dabei keine trivialen Aufgaben, der administrative Aufwand ist nicht unerheblich. Gravierender jedoch ist die Architektur an sich: Die unternehmenskritischen Legacy-Anwendungen, die in vielen Firmen ein wichtiger Bestandteil der gewachsenen Infrastruktur sind, wurden in der Regel nicht für die x86-Plattform geschrieben, sondern überwiegend für Unix- oder Mainframe-Systeme. Das macht x86 nur für neue Anwendungen interessant und für Workloads, die sich einfach auf diese Plattform portieren lassen.

Unternehmen mit Legacy-Systemen werden also kaum auf die Standardhardware konsolidieren können. Hier bietet sich ein viel versprechender Weg an: Die Konsolidierung auf die schon oft tot gesagten - als "Dinosaurier der IT" apostrophierten - Mainframes. Dass Mainframes im Gegensatz zu den Riesenechsen sehr lebendig sind, zeigt zum Beispiel eine Gartner-Studie vom Februar 2007 zum weltweiten Server-Markt. Demnach hatten die großen Eisen im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr mit 3,9 Prozent einen recht guten Umsatzzuwachs. Zum Vergleich: Der gesamte Server-Markt konnte laut Gartner in diesem Zeitraum nur zwei Prozent zulegen.

Der Scale-up-Ansatz (mehr Kraft in der Tiefe) bietet gerade Organisationen mit wichtigen Kernanwendungen und hohen Workloads einige Vorteile gegenüber einer Scale-out-Strategie. "Zum einen kann ein Mainframe extrem viele Anwendungen mit hohen User-Zahlen in einer Betriebssystem-Instanz laufen lassen, ohne dass diese sich gegenseitig beeinflussen", erläutert Rolf Strotmann, in dessen Zuständigkeitsbereich bei Fujitsu-Siemens Computers (FSC) die Mainframes fallen. "Zum anderen lassen sich auch I/O-intensivere Programme auf einer physikalischen Maschine betreiben, als das bei anderen Hardwareplattformen möglich ist."