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SBS und T-Systems sind viel besser als ihr Ruf

08.12.2006
SBS hat in Sachen Wachstum kein schlechtes Jahr hinter sich, und auch T-Systems ist auf einem guten Weg. Christophe Chalons, Geschäftsführer der PAC Deutschland GmbH, kommentiert im folgenden Wachstumsbilanzen und Erfolgschancen europäischer IT-Serviceanbieter.

In diesem Jahr werden voraussichtlich elf Anbieter die Zwei-Milliarden-Euro-Umsatzgrenze (ohne Berücksichtigung etwaiger kaptiver Umsätze) im europäischen IT-Services-Markt überschreiten. Dazu zählen mit IBM, Hewlett-Packard (HP), EDS, Accenture und CSC fünf amerikanische und mit Capgemini, Atos Origin, T-Systems, SBS und LogicaCMG fünf europäische Dienstleister. Hinzu kommt Fujitsu Services als japanischer Anbieter.

LogicaCMG wächst dank Zukauf

Führend nach Wachstumsraten ist eindeutig LogicaCMG, die vor allem durch die Übernahme von Unilog um 39 Prozent im ersten Halbjahr 2006 wachsen konnte. Organisch ist das Wachstum mit fünf Prozent zufrieden stellend - vor allem im Jahr der Fusion. An zweiter Stelle steht Capgemini mit beeindruckenden plus zehn Prozent in den ersten neun Monaten, in Europa sogar plus 13 Prozent. Mit 14prozentigem Wachstum war das Outsourcing-Geschäft am stärksten.

Capgemini greift an

Allerdings profitiert Capgemini hier vom vergleichsweise niedrigen Bestandsgeschäft, während die führenden Outsourcer mit den Auswirkungen von Nachverhandlungen zu kämpfen haben. Bemerkenswert ist vor allem das starke Wachstum im Projektgeschäft mit zehn Prozent Zuwachs in der Sparte "Professional Services" und einem elfprozentigen Plus bei den "Technology Services". Im Vergleich dazu erscheinen die fünf Prozent Wachstum im "Consulting-Services-Geschäft" moderat, wenngleich sie dem Marktdurchschnitt entsprechen. Capgemini hat erkannt, dass der Markt für Projektgeschäft unterschiedliche Käufer kennt, und adressiert ihn entsprechend mit verschiedenen Geschäftsmodellen.

Accenture schwächelt in UK

Mit einem weltweiten Wachstum von sieben Prozent besetzte Accenture im letzten Geschäftsjahr (Ende: 31. August 2006) den dritten Platz. Allerdings sank der Umsatz in der Region Europa, Naher Osten und Afrika (Emea) um ein Prozent aufgrund von Problemen in Großbritannien, wo das Minus 18 Prozent (!) betrug. Während das Consulting-Geschäft um moderate drei Prozent zulegte, konnte Accenture beim Outsourcing um 13 Prozent wachsen - vor allem in den Segmenten Application Management und Business Process Outsourcing (BPO). Es ist schon beachtenswert, dass die Schwierigkeiten mit Sainsbury und National Health Services (NHS) sich nicht stärker auf die Geschäftsentwicklung gerade im Outsourcing-Bereich auswirken.

Comeback für EDS

An vierter Stelle steht ein Unternehmen, das noch vor kurzem unter vielen Marktbeobachtern als ernsthaft angeschlagen galt: EDS. Der Konzern legte in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres weltweit um neun Prozent und in Europa um zehn Prozent zu, obwohl in dieser Periode die Verträge des Großkunden General Motors neu vergeben wurden. EDS ist wieder fit, Offering und Delivery sind up to date und aufeinander abgestimmt.

Big Blue kriegt die Kurve

IBM folgt auf Platz fünf mit einem bescheidenen Drei-Prozent-Wachstum in den ersten neun Monaten. Günstig entwickelten sich die Bereiche SO (IT-Outsourcing) und BTO (BPO) mit sechs beziehungsweise fünf Prozent Wachstum. Hier hat IBM - ähnlich wie EDS - die Kurve gekriegt und profitiert ebenfalls von der Neugestaltung von Offering und Delivery. Mit nur einem Prozent Zuwachs blieb aber das Beratungsgeschäft GBS hinter den Erwartungen zurück.

T-Systems erobert Mittelstand

An sechster Stelle kommt T-Systems mit einem Plus im IT-Geschäft von knapp drei Prozent, das sich aus einem Rückgang von einem Prozent im Großkundengeschäft (ES) und einem Wachstum von beeindruckenden 58 Prozent im Mittelstand (BS) zusammensetzt. Während das kaptive Geschäft um fünf Prozent zurückging, nahm der externe IT-Umsatz um neun Prozent zu - wobei dieses Wachstum allein auf die Übernahme von Gedas zurückzuführen ist.

Wartung zieht HP herunter

HP folgt mit einem mageren Ein-Prozent-Wachstum im letzten Geschäftsjahr (Ende: 31. Oktober) an siebter Stelle. Während die Sparte Outsourcing (MS) mit sechs Prozent zufriedenstellend zulegte, fiel das Wachstum im Projektgeschäft (CI) mit zwei Prozent bescheiden aus. Vor allem litt HP unter dem zweiprozentigen Rückgang im Segment Hardwarewartung und Supportleistungen (TS), das immer noch über 60 Prozent der globalen Serviceeinnahmen generiert. Im Vergleich zum Erzrivalen IBM scheint HP noch zurückzuliegen, was die Rationalisierung von Delivery und Portfolio angeht. Daran wird aber auf Hochtouren gearbeitet.

CSC und Atos Origin nur Mittelmaß

Das aktuelle Geschäftsjahr von CSC hat erst am 1. April angefangen. Nimmt man die ersten sechs Monate als Maßstab, taucht CSC nur an achter Stelle auf. Vor allem in Europa ist das Geschäft um beachtliche sieben Prozent zurückgegangen. Gefolgt wird CSC von Atos Origin, mit einem Umsatzrückgang von einem Prozent beziehungsweise einem leichten Wachstum von zwei Prozent "pro forma" - also unter Berücksichtigung der Veräußerungen. Beide Unternehmen zeichnen sich durch einen hohen Outsourcing-Anteil und vor allem durch den bisher starken "Big-Deal-Ansatz" aus - ähnlich wie EDS in den neunziger Jahren. Beide Unternehmen müssen sich jedoch zunehmend auf die neuen Marktbedingungen einstellen und ihr Geschäftsmodell noch stärker auf Trends wie Multisourcing, standardisierte Offerings/ Managed Services und (speziell bei Atos Origin) globale Delivery-Modelle ausrichten.

Hidden Champion: SBS

An letzter Stelle unserer Wachstumsanalyse taucht SBS mit einem Umsatzrückgang von vier Prozent (im letzten Geschäftsjahr bis 30. September) auf. Während der kaptive Umsatz in diesem Zeitraum um sechs Prozent wuchs, nahm der externe Umsatz um sieben Prozent ab. Allerdings ist dieser Rückgang auf die Veräußerung des PRS-Geschäfts (Hardware-Wartung und Support-Leistungen) an Fujitsu-Siemens zurückzuführen. Auf vergleichbarer Basis legte SBS um acht Prozent zu und im externen Geschäft sogar um zehn Prozent, vorangetrieben durch das Auslandsgeschäft (insbesondere in Großbritannien, den USA und Österreich).